Letta wird neuer Ministerpräsident Italien wird von breitem Bündnis regiert
27.04.2013, 18:38 Uhr
Entgegen seinen ursprünglichen Zielen entscheidet sich Italiens designierter Premier Letta doch für eine breite Koalition. Der gehören nicht nur die Demokratische Partei an, sondern auch die Parteien der Ex-Premiers Berlusconi und Monti. Obwohl Berlusconi gar nicht selbst am Kabinettstisch sitzt, sorgt seine Beteiligung für Kritik.
Zwei Monate nach der Parlamentswahl steht die neue italienische Regierung unter Ministerpräsident Enrico Letta. Der linksliberale Letta legte seine endgültige Kabinettsliste mit Staatschef Giorgio Napolitano fest. Die Regierung wird von Lettas linker Demokratischer Partei (PD), der rechten PdL-Partei Silvio Berlusconis und der kleinen Zentrumspartei Mario Montis getragen. Weder Berlusconi noch Monti sind im Kabinett vertreten.
Nach Festlegung der Kabinettsliste gab der 46-jährige Letta seinen zunächst geäußerten Vorbehalt gegen den Auftrag Napolitanos auf, eine breite Regierungskoalition zu bilden. Letta hatte erst mit den p olitischen Parteien über die Aussichten einer solchen Koalition verhandeln wollen. Er will Italien jetzt rasch aus der wochenlangen Regierungskrise führen, die durch ein Patt im Senat ausgebrochen war.
Das Kabinett soll an diesem Sonntag vereidigt werden. Lettas Regierung muss sich nach der Vereidigung Anfang nächster Woche in beiden Kammern des Parlaments einem Vertrauensvotum stellen.
Widerstand gegen D'Alema
Berlusconis Parteichef Angelino Alfano wird Vize-Regierungschef und neuer Innenminister. Außenministerin soll die ehemalige Ministerin und EU-Kommissarin Emma Bonino werden. Das Wirtschafts- und Finanzressort übernimmt der Generaldirektor der Zentralbank, Fabrizio Saccomanni. Unter den 21 Ministern sind viele Frauen und jüngere Politiker.
Letta zeigte sich "schlicht zufrieden" über die erreichten Kompromisse für die Regierungsbildung. Napolitano sagte, er hoffe jetzt auf "stärksten Zusammenhalt", um das hoch verschuldete und in der Rezession steckende Land schnell aus der Krise zu führen.
Zuvor hatte Letta noch daran gearbeitet, letzte Hürden für eine Regierungsbildung wegzuräumen. Streit gab es vor allem noch um wichtige Ministerposten, berichteten italienische Medien. Im Zentrum soll dabei konservativer Widerstand gegen den Linken Massimo D'Alema als Außenminister einer Regierung Letta gestanden haben. Berlusconi seinerseits bekräftigte, er werde keinen Ministerposten übernehmen.
Unmut über Beteiligung Berlusconis
Letta hatte zuvor erneut mit dem Ex-Chef seiner Mitte-Links-Partei PD (Demokratische Partei), Pier Luigi Bersani, und der PdL-Spitze um Berlusconi und Alfano beraten. Bersani unterstrich, nicht um jeden Preis eine Regierung mit Berlusconi bilden zu wollen. Zur Koalition gehört auch die Zentrumspartei des bisherigen Regierungschefs Monti.
Der designierte Regierungschef und PD-Vize-Chef dürfte am Montag oder Dienstag mit seiner Regierungserklärung vor die Kammern treten und um das Vertrauen bitten. Seine Partei hatte die Parlamentswahlen im Februar gewonnen, verfügt im Senat jedoch über keine Mehrheit. Die separatistische Lega Nord und die populistische Protestbewegung "Fünf Sterne" und die kleine Links-Partei SEL gehen in die Opposition.
Dass die Berlusconi-Partei erneut an der Regierung beteiligt wird, stößt bei der Fünf-Sterne-Bewegung des Kabarettisten Beppe Grillo, auf heftige Kritik. Aber auch innerhalb der Demokratischen Partei gibt es darüber großen Unmut.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP