Politik

Demonstrationen gegen Berlusconi Italiens Frauen begehren auf

Viele tausend Italienerinnen fordern in Protestmärschen und Kundgebungen den Rücktritt des durch eine Sexaffäre schwer angeschlagenen Ministerpräsidenten Berlusconi. Die Frauen rufen Parolen wie "Italien ist kein Bordell".

In Rom waren die Plakate eindeutig.

In Rom waren die Plakate eindeutig.

(Foto: REUTERS)

Tausende Italienerinnen haben angesichts der gegen ein sexistisches Frauenbild in der Gesellschaft protestiert. "Lasst uns die Würde der Frauen verteidigen", hieß es bei einer Kundgebung in Siziliens Hauptstadt Palermo. In Neapel, Venedig und anderen Städten gingen ebenfalls zahlreiche Demonstrantinnen - unterstützt auch von Männern - auf die Straße.

Rund 9000 Menschen protestierten in Venedig gegen ein "Beziehungsmodell zwischen Männern und Frauen", das mit Berlusconi von einer der wichtigsten Persönlichkeiten des Landes geprägt werde. In Triest im Norden des Landes gingen etwa 3000 Menschen auf die Straße und forderten unter anderem den Rücktritt Berlusconis. Im südlichen Bari demonstrierten laut Polizei ebenfalls rund 3000 Menschen, laut Organisatoren waren es 10.000.

Volle Plätze

Die Italiener haben Berlusconis Moral satt.

Die Italiener haben Berlusconis Moral satt.

(Foto: REUTERS)

In Pescara an der Adria-Küste war ein Platz im Zentrum "so voll von Demonstranten wie seit Jahrzehnten nicht mehr", wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Tausende Demonstranten in mehreren sardischen Städten schlossen sich nach Angaben der Organisatoren dem Aufruf an. Auch aus Neapel wurden Proteste gemeldet.

Im Tagesverlauf waren in zahlreichen weiteren Städten, darunter auch der Hauptstadt Rom, Demonstrationen, Lesungen und sogenannte Flash-Mobs gegen das von der Politik und den Medien vermittelte Frauenbild geplant. Auch im Ausland gab es Proteste: Vor dem italienischen Kulturzentrum in Tokio demonstrierten rund hundert Menschen. In Rom forderten bereits am Samstag hunderte Menschen den Rücktritt von Berlusconi.

Gegen mittelalterliches Frauenbild

Die landesweiten Proteste standen unter dem Motto "Wenn nicht jetzt - wann dann?". Die Initiatoren wollen damit gegen ein Bild kämpfen, nach dem Frauen angeblich nur hübsch aussehen dürfen und sich ansonsten um die Familie zu kümmern haben. Sie kritisieren zudem, dass Frauen in Zeitschriften und Werbung oftmals als Sexobjekt dargestellt werden. Ihrer Ansicht nach haben die Eskapaden um Berlusconi dem Ansehen der Frauen geschadet.

Zu den Protesten hat eine unabhängige Frauenbewegung im Internet aufgerufen, die von namhaften Persönlichkeiten und inzwischen auch von Politikerinnen unterstützt wird. Die Schauspieler-Schwestern Francesca und Cristina Comencini, die zu den Mitiniatorinnen zählen, kritisieren die Diskriminierung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt aufgrund fehlender Krippenplätze und mangelnder Teilzeitangebote. Weder die Rechts- noch Links-orientierte Regierungen hätten je etwas dagegen unternommen, erklärte Cristina Comencini im Vorfeld der Proteste.

Linke Kampagne

Anhänger Berlusconis sehen in den Demonstrationen allerdings eine vom linken Lager gegen den Regierungschef initiierten Kampagne. Fabrizio Cicchitto von Berlusconis Partei Volk der Freiheit (PDL) erklärte, die Demonstranten gehörten zu der "von der Linken gegründeten Anti-Berlusconi-Bewegung".

Berlusconi droht ein Prozess, weil er die minderjährige Marokkanerin Ruby für Sex bezahlt haben soll. Er soll zudem im Mai sein Amt missbraucht haben, um Rubys Freilassung zu erwirken, als diese wegen Diebstahlverdachts in Polizeigewahrsam war. Die Mailänder Staatsanwaltschaft beantragte am Mittwoch ein Schnellverfahren wegen Amtsmissbrauchs und sexueller Beziehungen zu einer Minderjährigen.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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