Gewalt in Südafrika Jagd auf Ausländer
18.05.2008, 20:55 UhrSüdafrika wird von einer Welle der fremdenfeindlichen Gewalt erschüttert. Randalierende Mobs töteten in Armenvierteln von Johannesburg allein seit Freitag zwölf Menschen. Beobachter sprechen von einer außergewöhnlichen Brutalität der jugendlichen Banden. Präsident Thabo Mbeki kündigte die Einsetzung einer Untersuchungskommission an. Der Chef der Regierungspartei ANC, Jacob Zuma, sagte: "Wir dürfen kein fremdenfeindliches Land sein." Der ANC-Chef erinnerte an die Zeit der Apartheid, als Südafrikaner ihrerseits Zuflucht im Ausland suchten.
Seit Freitag seien zwölf Menschen ermordet worden, sagte Polizeisprecher Govindsamy Mariemuthoo am Sonntagabend. Auch seien Geschäfte geplündert worden. Seit Beginn der vergangenen Woche hatten sich wiederholt mit Buschmessern und Pistolen bewaffnete Gruppen auf die Jagd nach Ausländern gemacht. "Die Gewalt ist extrem: Eine Frau wurde aus dem ersten Stock eines Hauses auf ein Auto geworfen", sagte Eric Goemaere, Koordinator der Hilfsorganisation Mdecins sans Frontires. Am Sonntag sei auch eine Kirche angegriffen worden, in der rund tausend Simbabwer Zuflucht gefunden hatten.
Einwanderer aus Simbabwe
Die Situation sei "sehr angespannt", es gebe Zwischenfälle in ganz Johannesburg, sagte Polizeisprecherin Cheryl Engelbrecht. Die Polizei arbeite "rund um die Uhr", um die Lage in den Griff zu bekommen und habe zehn Menschen festgenommen. Dutzende Menschen wurden mit Schuss- und Stichwunden in Krankenhäuser eingeliefert. Rund 300 Ausländer flüchteten sich aus Angst vor der Gewalt in ein Polizeirevier. In den betroffenen Stadtvierteln seien Geschäfte geplündert und Autos in Brand gesteckt worden, deren Besitzer meist Ausländer waren, sagte die Polizeisprecherin.
Die meisten der Einwanderer in Südafrika kommen aus dem Nachbarland Simbabwe. Schätzungen gehen davon aus, dass rund drei Millionen das Nachbarland wegen der dortigen politischen Gewalt, Arbeitslosigkeit und Inflation verlassen haben. Die jungen Menschen in den verarmten südafrikanischen Townships werfen den Ausländern vor, sie nähmen ihnen Arbeitsplätze weg und seien kriminell.
Haltung zu den Brüdern
Zuma verurteilte die Gewalt. "Wir sollten das letzte aller Völker sein, das ein Problem mit der Haltung zu den Brüdern und Schwestern hat, die von außen kommen", sagte der ANC-Chef. Während des rassistischen Apartheidregimes mussten viele schwarze Südafrikaner Zuflucht im Ausland suchen. Mbeki wies die neue Kommission an, mit der Polizei zusammenzuarbeiten. Sie sollten herausfinden, "wer dahinter steckt".
Quelle: ntv.de