Krim soll Schule machen Janukowitsch fordert Referenden überall
28.03.2014, 11:41 Uhr
An der Grenze zwischen Russland und der Ukraine.
(Foto: AP)
Erneut meldet sich der gestürzte ukrainische Staatschef Janukowitsch aus seinem russischen Exil zu Wort. Unversöhnlich wettert er gegen die neuen Machthaber in Kiew und reißt Gräben auf. Die USA sind besorgt, auch über russische Truppenbewegungen.
Nach dem Referendum über die Angliederung der Krim an Russland hat der entmachtete ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch zu Volksabstimmungen in allen ukrainischen Regionen aufgerufen. "Als Präsident rufe ich jeden vernünftigen ukrainischen Bürger auf: Lassen Sie sich von den Betrügern nicht benutzen! Fordern Sie ein Referendum über den Status jeder Region in der Ukraine!", zitierte die russische Nachrichtenagentur ITAR-TASS Janukowitsch. Russland hatte sich ungeachtet internationaler Proteste die ukrainische Schwarzmeer-Halbinsel in den vergangenen Wochen nach einer dort abgehaltenen Volksabstimmung einverleibt.
Janukowitsch suchte nach seiner Entmachtung Ende Februar Zuflucht in Russland. Von dort nahm er wiederholt zu den Ereignissen in der Ukraine Stellung, diese Erklärung war indes die erste seit zwei Wochen.
USA sind besorgt
Die USA sehen die Truppenbewegungen nahe der ukrainischen Grenze mit Besorgnis. Die Russen tarnten nach Angaben von US-Beamten aktiv ihre Stellungen und errichten "Versorgungsketten, die im Fall eines längeren Einsatzes greifen" sollten. Wie ein Sprecher des Direktors der nationalen US-Nachrichtendienste mitteilte, versuche die US-Regierung noch zu verstehen, was die russischen Truppenbewegungen bedeuten.
"Wir beobachten die Lage im Osten der Ukraine aktiv, darunter auch die Ansammlung von russischen Truppen und Material an der Grenze", sagte der Sprecher, Shawn Turner. Der obskure militärische Aufmarsch schüre die Befürchtung, dass Moskau nicht wie behauptet einfach nur Militärübungen an der ukrainischen Grenze abhält, sondern sich vielmehr auf einen weiteren feindlichen Einfall in der Ukraine vorbereite. Ein solcher Einfall könnte ohne Warnung erfolgen, weil Russland bereits das notwendige Aufgebot an militärischen Streitkräften an Ort und Stelle habe. Putins Plan - wenn er überhaupt einen hat - sei unklar.
30.000 sollen schon vor Ort sein
Bisher hat der Kreml den Truppenaufmarsch als legitime Militärübung auf russischem Boden verteidigt. "Es ist wirklich eine Frage der Führungsabsichten. Wem, wenn überhaupt irgendjemandem, erzählt Putin, was er für Pläne hat?" fragt ein führender Vertreter der Obama-Regierung. "Er legt sich offensichtlich die Dinge bereit für den Fall, dass er einmarschieren will. Die Frage ist, ob ein politischer Entschluss gefasst wurde, dies zu tun." An der Grenze zur Ukraine sollen sich bereits bis zu 30.000 russische Soldaten aufhalten. Zumeist tragen sei keine Rangabzeichen oder andere Hinweise, anhand derer man sie eindeutig als russische Soldaten identifizieren kann.
Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hatte am Donnerstag die Angliederung der Krim an Russland verurteilt. Das Gremium nahm eine nicht bindende Resolution an, in der das Referendum auf der Krim über eine Zugehörigkeit zu Russland als "ungültig" bezeichnet wird. Für den Text stimmten 100 Staaten, elf votierten dagegen. Die Vertreter von 58 Ländern enthielten sich. Russland bezeichnete die Resolution der UN-Vollversammlung als "kontraproduktiv".
Quelle: ntv.de, ppo/AFP/rts/dpa