Streit um Walfang-Verbot Japan versucht zu tricksen
29.05.2007, 16:34 UhrDeutschland und andere Walfang-Gegner haben Forderungen Japans nach einer teilweisen Aufhebung des Jagdverbots zurückgewiesen. Das Vorhaben sei der Versuch, kommerziellen Walfang durch die Hintertür wieder einzuführen, sagte Australiens Umweltminister Malcolm Turnbull zu Beginn der Jahresversammlung der Internationalen Walfangkommission (IWC) in Anchorage in Alaska. Auch werde man sich nicht auf den Vorschlag einlassen, dass Japan im Gegenzug für eine Jagd-Erlaubnis an anderer Stelle weniger Wale für wissenschaftliche Zwecke erlegen könne.
Nach Angaben des Internationalen Tierschutz-Fonds (IFAW) hat Japan während seines 18-jährigen wissenschaftlichen Walfang-Programms bislang 6.796 Wale getötet, aber nur wenig Informationen über die Minkwale geliefert. "Japans Vorgehen als wissenschaftlichen Walfang zu bezeichnen, ist eine Beleidigung für jeden ernstzunehmenden Wissenschaftler", erklärte Ralf Sonntag, Direktor des deutschen IWAF-Büros.
Weltweit gilt seit 1986 ein Walfang-Verbot, an das sich auch Japan hält. Allerdings nutzt das Land eine Lücke in dem Verbot und tötet Jahr für Jahr zahlreiche Tiere mit der Begründung, dies diene der Wissenschaft. Das Fleisch landet jedoch oft in Einkaufsregalen oder in Gourmet-Restaurants. Japan argumentiert, der Verzehr sei Teil seiner Esskultur. Zudem hätten sich die Bestände vieler Walarten erholt und könnten in bestimmten Grenzen gejagt werden - was Umweltschützer bestreiten.
Auf der bis Freitag andauernden Tagung will Japan durchsetzen, dass vier seiner an der Küste gelegenen Gemeinden die Jagd nach einer kleinen Zahl Minkwale erlaubt wird. Dafür sollen weniger Minkwale zu wissenschaftlichen Zwecken getötet werden dürfen.
Ausnahmen für Ureinwohner
Die Ureinwohner Alaskas und einer Halbinsel im Nordosten Russlands können mit einer IWC-Ausnahmegenehmigung weiterhin Wale zum Eigenbedarf fangen. Bis 2012 dürfen die Eskimos im US-Bundesstaat Alaska und die Ureinwohner im russischen Tschukotka demnach wie in den vergangenen fünf Jahren insgesamt 280 Grönlandwale jagen. Die Ureinwohner Alaskas betrachten die Waljagd als Teil ihrer Tradition. Das Fleisch der Tiere gehört bei den Eskimos zu den wichtigsten Nahrungsmitteln.
Auch die Walfangquoten für die Ureinwohner Grönlands und des Karibikstaats St. Vincent und die Grenadinen sollen neu vergeben werden.
2006 Sieg für Walfänger
Bei der Jahrestagung 2006 hatten Japan, Norwegen, Island und andere Walfang-Befürworter zum ersten Mal seit rund 20 Jahren eine Abstimmung gewonnen. Zwar wurde dabei nur eine nicht bindende Erklärung verabschiedet, in der das Verbot des kommerziellen Walfangs als nicht mehr notwendig bezeichnet wurde. Der Sieg hatte aber hohe symbolische Bedeutung und nährte die Hoffnung der Walfang-Lobby, das Verbot bald kippen zu können. Für eine Aufhebung des Verbots müssten drei Viertel der 70 Mitgliedstaaten der Walfangkommission stimmen.
Quelle: ntv.de