Politik

Kriminalstatistik 2013 Jede Woche werden drei Kinder getötet

Fast 15.000 Fälle von sexuellem Missbrauch gegen Kinder wurden 2013 polizeilich gemeldet.

Fast 15.000 Fälle von sexuellem Missbrauch gegen Kinder wurden 2013 polizeilich gemeldet.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Zahlen sind erschreckend. In Deutschland werden jede Woche drei Kinder getötet, 78 misshandelt und 286 sexuell missbraucht. Die größte Gefahr für die Minderjährigen geht dabei von der Familie aus.

Durch Gewalt und Vernachlässigung sind im vergangenen Jahr 153 Kinder in Deutschland gestorben. Vier von fünf Opfern waren jünger als sechs Jahre. "Jeder einzelne Fall von Gewalt an Kindern ist eine Tragödie", sagte der BKA-Präsident Jörg Ziercke bei der Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik über kindliche Gewaltopfer. Fälle von Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch müssten früher erkannt und verhindert werden. Weil Kinder in besonderem Maß schutzbedürftig sind, seien Erwachsene in der Pflicht genau hinzusehen.

BKA-Präsident Jörg Ziercke: Ohne eine international vernetzte Strafverfolgung können wir Kinder, gerade im Bereich Kinderpornographie, nicht effektiv schützen.

BKA-Präsident Jörg Ziercke: Ohne eine international vernetzte Strafverfolgung können wir Kinder, gerade im Bereich Kinderpornographie, nicht effektiv schützen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Zahl der gemeldeten Kindesmisshandlungen stieg 2013 um ein Prozent auf insgesamt 4.051 an. Einen Rückgang von zwei Prozent gab es bei Fällen von sexuellem Missbrauch von Kindern. 14.877 Fälle wurden im vergangenen Jahr festgestellt. Allerdings sei die Dunkelziffer sehr hoch, bemerkte Ziercke. Die größte Gefahr drohe Kindern nicht durch Fremde auf dem Spielplatz, die Täter kommen häufig aus der eigenen Familie. Fälle von Besitz und Verbreitung kinderpornografischen Materials nahmen um 16 Prozent zu.

Überlastete Jugendämter

Die Bemühungen, den Kindesschutz zu verbessern, kämen in Deutschland zu zaghaft voran, bemängelte Rainer Becker, Vorsitzender der Deutschen Kinderhilfe. Das gegenwärtige System gleiche einem Flickenteppich. Nötig seien einheitliche Fachstandards, ein engmaschiges und niedrigschwelliges Beratungsangebot sowie eine bundesweit einheitliche Kinderschutzhotline.

Kathinka Beckmann, Professorin an der FH Koblenz, kritisierte die Ausstattung der Jugendämter und Jugendhilfeeinrichtungen. Während die Zahl der hilfebedürftigen Kinder seit Jahren steige, stagniere die Zahl der Sozialarbeiter und Sozialpädagogen bei etwa 8.000. Da kein Personal aufgestockt werde, seien Mitarbeiter in den Jugendämtern überlastet, oft krank geschrieben, die Fluktuation hoch.

Ein Problem sei, dass es in den Jugendämtern keine Obergrenze für Fälle gebe. Während in Nordrhein-Westfalen ein Sozialarbeiter etwa 30 Familien betreue, müssten die Kollegen in einigen Berliner Stadtbezirken 160 Familien abdecken. Da die Jugendämter von den Kommunen finanziert werden und die Finanzlage deutscher Städte sehr unterschiedlich ist, hängt das Kindeswohl davon ab, wo ein Kind geboren wird und aufwächst.

Nicht wegschauen, sondern handeln

"Immer, wenn ein Kind verletzt oder getötet wird, trifft einen Erwachsenen die Schuld", so Michael Tsokos, Leiter des Instituts für Rechtsmedizin der Berliner Charité. Entweder, weil er selbst Gewalt gegen ein Kind ausübt oder weil er die Notlage eine Kindes nicht ernst nehme. Wer den Verdacht hegt, dass ein Kind vernachlässigt, misshandelt oder sogar missbraucht wird, der müsse handeln. Die Jugendämter seien auf diese Hinweise angewiesen. Kinder vor Misshandlung zu schützen ist "unsere Verantwortung", sagte Tsokos.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen