Bundesweit 80 Babyklappen Jede zweite Mutter holt Baby wieder ab
26.11.2009, 16:23 Uhr
Babyklappen - wie hier in Stuttgart - sollen verhindern, dass Neugeborene ausgesetzt werden.
(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)
Mütter in einer Notlage können ihre Säuglinge anonym im Krankenhaus oder in einer Babyklappe abgeben. Wie oft dies geschieht, weiß keiner genau. Manche Mütter überlegen es sich später auch nochmal anders.
Die Bundesregierung geht bisher von 143 abgegebenen Kindern in Babyklappen und 88 anonym in Krankenhäusern zurückgelassenen Säuglingen aus. Die wirkliche Zahl dürfte aber deutlich höher liegen, denn einige Bundesländer machten keine Angaben zu anonymen Geburten, und auch die Angaben der Babyklappen sind lückenhaft.
Die Rechtslage
Nach dem Personenstandsgesetz ist jeder verpflichtet, eine Geburt dem Standesamt mitzuteilen, wenn er an einer Entbindung beteiligt war oder davon weiß. Wer Frauen bei einer anonymen Geburt unterstützt oder eine Babyklappe betreibt, handelt demnach rechtswidrig. Zudem verletzten Babyklappen und anonyme Geburten das Grundrecht des Kindes auf Kenntnis der eigenen Abstammung. In der Praxis betrachtet die Rechtssprechung Neugeborene, die in einer Babyklappe abgegeben werden, wie "überlassene" Kinder. Eine "Überlassung" an einen Dritten ist nach dem Sozialgesetzbuch für eine Dauer von bis zu acht Wochen zulässig. Danach muss das Jugendamt eingeschaltet werden.
Anonyme Geburten
Das "Moses-Projekt" der katholischen Schwangerenberatung Donum Vitae im bayerischen Amberg war die erste Möglichkeit zur anonymen Geburt in der Bundesrepublik. Nach eingehender Beratung wird der Säugling dort und in vergleichbaren Nachfolgeprojekten ohne Namensnennung der Mutter aber persönlich von Arm zu Arm übergeben. Gegenwärtig bieten etwa 130 deutsche Kliniken Frauen eine anonyme Entbindung mit ärztlicher Versorgung an. Nach den Erfahrungen der Krankenhäuser nennen viele von den eigentlich zu einer anonymen Geburt gekommenen Frauen nach der Entbindung freiwillig ihren Namen, schätzungsweise nur fünf bis zehn Prozent bleiben anonym.
Babyklappen in mehr als 50 Städten

Babyklappe in Hannover.
(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)
Das Projekt SterniPark in Hamburg richtete im Jahr 2000 die erste deutsche Babyklappe ein. Heute gibt es bundesweit rund 80 dieser auch Babyfenster, Babykorb oder Babynest genannten Einrichtungen in mehr als 50 Städten. Ein dort abgelegtes Kind wird zunächst medizinisch versorgt und kommt dann in eine Kurzzeit-Pflegefamilie. Bis es nach acht Wochen zur Adoption freigegeben wird, kann die Mutter den Säugling zurückfordern. Nach Angaben von Betreibern entscheidet sich innerhalb dieser Frist etwa die Hälfte der Mütter dazu, das Kind doch zu behalten.
Quelle: ntv.de, dpa/fb