Politik

Arbeitslosen-Studie Jeder Dritte sucht nicht

Fast jeder dritte Arbeitslose sucht einer unveröffentlichten Studie zufolge keine neue Arbeit. Das berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" vorab. Bei der Studie des Bonner Meinungsforschungsinstituts Infas hätten 15 Prozent der Erwerbslosen gesagt, sie wollten keine neue Stelle mehr antreten, weil sie auf die Rente warteten. Fünf Prozent suchten keinen Job, weil sie bereits einen neuen Arbeitsvertrag in der Tasche hätten.

Sieben Prozent wollten aus "anderen Gründen" nicht vermittelt werden, weil sie Kinder hätten oder Angehörige pflegten, hieß es weiter. Weitere zwei Prozent hätten eingeräumt, nur noch "mit geringer Intensität" zu suchen. Begründung: Sie seien schon lange arbeitslos und rechneten sich keine Chance mehr auf eine neue Stelle aus. Insgesamt, so ermittelten die Forscher, wollen somit fast 30 Prozent aller Erwerbslosen gar nicht ernsthaft vermittelt werden.

Grund der Job-Unlust, so ermittelten die Infas-Experten, ist vor allem die Folge widersinniger Sozialgesetze.

Die Hälfte der Arbeitslosen sucht händeringend Arbeit

Rund 50 Prozent der Arbeitslosen hätten dagegen gesagt, sie bemühten sich "mit hoher Intensität" um einen Job, berichtete der "Spiegel ". Weitere 20 Prozent hätten geantwortet, sie kümmerten sich nur mit "mittlerer Intensität" um eine neue Beschäftigung. Für die Untersuchung hat dem Bericht zufolge das Bonner Meinungsforschungsinstitut Infas Anfang des vergangenen Jahres rund 10.000 Arbeitslose befragt.

Jagoda in der Klemme

Diese Studie bringt auch den Chef der Bundesanstalt für Arbeit, Bernhard Jagoda, in die Klemme. Würde er tun, was die Forscher empfehlen, müsste er die umstrittenen Gruppen eigentlich aus seiner Statistik streichen. Doch in den Verdacht, er wolle ausgerechnet im Wahljahr die Arbeitslosenzahl schönen, mag der langjährige Behördenchef auf keinen Fall geraten. So hält Jagoda die Studie, die bereits seit dem Frühjahr vergangenen Jahres vorliegt, noch immer unter Verschluss. Dafür hat er das tabellengespickte Papier an seine Gremien überwiesen. Als "untauglich" hatte der Verwaltungsrat der Bundesanstalt für Arbeit bereits kurz vor Weihnachten die Forscher-Empfehlungen verworfen. "Keinen Handlungsbedarf" sah auch die stellvertretende Anstalts-Vorsitzende und DGB-Vizechefin Ursula Engelen-Kefer.

Handlungsbedarf sehen die Infas-Experten vor allem bei der großen Mehrheit der Erwerbslosen, die tatsächlich arbeiten wollen. Vor allem um jene, die nur noch mit "mittlerer Aktivität" nach einer Stelle fahnden, müssten sich die Ämter kümmern. So geht aus der Studie hervor: Wer mit Hochdruck sucht und sich ständig bewirbt, hat fünf- bis neunmal so gute Chancen auf einen Job wie jemand, der nur einmal alle zwei Monate ein Vorstellungsgespräch führt.

Quelle: ntv.de

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