Prozess um Tod eines Demonstranten in der Türkei Jetzt sind die Überwachungsvideos weg
13.09.2013, 12:00 UhrIn der Türkei stehen derzeit je vier Polizisten und Zivilisten vor Gericht, die einen regierungskritischen Demonstranten so schwer verletzt haben sollen, dass der junge Mann verstirbt. Die Beweisvideos sind verschwunden. Die Protestbewegung hat einen Verdacht.
In der Türkei sind Videoaufnahmen verschwunden, auf denen zu sehen sein soll, wie Polizisten und Zivilisten einen regierungskritischen Demonstranten so schwer verprügeln, dass er daran starb. Der Tod des Demonstranten Ali Ismail Korkmaz im Juni hatte weit über die Grenzen der Türkei hinaus für Entsetzen gesorgt.
Die Staatsanwaltschaft im westtürkischen Eskisehir wandte sich nun an den Wissenschaftsrat der Regierung. Der Rat soll klären, ob und wie die Aufnahmen von Überwachungskameras gelöscht wurden, die die tödliche Prügelattacke zeigten.
Die Staatsanwaltschaft in Eskisehir verlangt lange Haftstrafen für vier Polizeibeamte und vier Zivilisten, die Korkmaz mit Knüppeln und Fußtritten so schwer misshandelt haben sollen, dass er nach einigen Wochen im Krankenhaus seinen Verletzungen erlag. Experten der Militärpolizei waren zu dem Schluss gekommen, dass insgesamt viermal versucht wurde, Aufnahmen einer Überwachungskamera zu löschen. Die Fachleute konnten die Aufnahmen aber wieder herstellen, was zur Anklage gegen die acht Beschuldigten führte.
Die mutmaßlichen Vertuschungsversuche bestärken die türkische Protestbewegung in ihrem Verdacht, dass Polizisten selbst bei schwersten Straftaten vom Staatsapparat gedeckt werden. Derzeit wird nur gegen relativ wenige Polizisten wegen übertriebener Gewaltanwendung während der schweren Unruhen im Juni ermittelt. Dagegen müssen sich mehrere Dutzend Demonstranten vor Gericht verantworten, unter anderem wegen Terrorvorwürfen.
Quelle: ntv.de, AFP