Politik

Niedrigster Stand seit 1992 Job-Boom soll andauern

Nach einem überraschend starken Rückgang der November-Arbeitslosigkeit rechnet die Bundesagentur für Arbeit (BA) für 2008 mit einer Fortsetzung des Job-Booms. Trotz des hohen Ölpreises und der Dollarschwäche werde die Zahl der Erwerbslosen auch im nächsten Jahr sinken, sagte BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise bei der Vorstellung der aktuellen Arbeitslosenzahlen.

Die Auftragsbücher der Unternehmen seien gefüllt, die Firmen in der ersten Jahreshälfte 2008 ausgelastet. Für das Gesamtjahr 2008 rechnet Weise mit einer durchschnittlichen Arbeitslosigkeit von 3,5 Millionen (2007:3,8 Millionen).

Im November waren nach Weises Angaben 3.378.000 Männer und Frauen ohne Arbeit; dies seien 55.000 weniger als im Oktober und 617.000 weniger als vor einem Jahr. Damit sank die Erwerbslosigkeit auf den niedrigsten Stand seit fast 15 Jahren. Auch der frühe Wintereinbruch habe dem Stellenmarkt kaum etwas anhaben können. Die Arbeitslosenquote ging um 0,1 Punkte auf 8,1 (Oktober 8,2) Prozent zurück. Vor einem Jahr hatte sie bei 9,6 Prozent gelegen. Von der Entwicklung hätten besonders junge Jobsucher und Erwerbslose über 55 Jahre profitiert, betonte Weise.

Scholz kommt Bundesagentur zuvor

Der neue Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD), der die Arbeitsmarktzahlen überraschend eine dreiviertel Stunde vor der Bundesagentur in Berlin bekanntgab, sagte, die Reform-Agenda zeige nun Wirkung, und man könne sagen: "Wir waren erfolgreich."

Als Gründe für den anhaltenden Arbeitsmarkt-Aufschwung führte Weise unter anderem die hohe Nachfrage nach Arbeitskräften an. So hatten Unternehmen den Arbeitsagenturen 577.000 freie Stellen zur Vermittlung angeboten; das seien lediglich 32.000 weniger als während des Herbstaufschwungs im Oktober gewesen. Zugleich gingen mehr Menschen in Rente als vorher und entlasteten damit den Arbeitsmarkt. Nach neuesten Schätzungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) nimmt das Arbeitskräfteangebot 2007 im Jahresdurchschnitt um 73.000 ab.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nimmt zu

Ein Hinweis auf die unveränderte Aufwärtsentwickelung sei auch die Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Nach einer Hochrechnung der Bundesagentur gab es zuletzt (September) 27,45 Millionen Stellen mit Sozialversicherungspflicht; im Vergleich zum Vorjahr war das ein Zuwachs von 577.000. Bei der Zahl der Erwerbstätigen ergibt sich im Jahresvergleich ein Zuwachs von 682.000 auf 40,36 Millionen.

Die BA-Vorstandsmitglieder Heinrich Alt und Raimund Becker kündigten derweil an, die Bundesagentur werde sich 2008 stärker auf die Vermittlung von Langzeitarbeitslosen konzentrieren. "Das ist im kommenden Jahr die erste Herausforderung. Wenn es jetzt nicht geht, wann dann?", unterstrich Alt. So ständen 2008 rund 6,4 Milliarden Euro Fördermittel für diese Gruppe zur Verfügung - 900 Millionen mehr als in diesem Jahr.

Zurückhaltend äußerte sich Weise zu dem von der Regierung beschlossenen verlängerten Bezug des Arbeitslosengeldes I auf bis zu zwei Jahre, der bei der BA jährlich mit Kosten von mindestens 800 Millionen Euro zu Buche schlagen werde. Der BA-Chef betonte, Priorität habe bei der Bundesagentur weiterhin die Vermittlung von Menschen in Arbeit. "Statt Arbeitslosen länger Geld zu zahlen, wollen wir, dass Menschen gar nicht erst ihre Arbeit verlieren, und wenn doch, dass sie möglichst schnell in Arbeit kommen", unterstrich Weise.

Der DGB sieht den Arbeitsmarkt trotz des Rückgangs weiter gespalten und forderte eine bessere Qualifizierung für Langzeitarbeitslose und faire Löhne. "Wir brauchen Arbeitsplätze, die eine Perspektive bieten und existenzsichernd entlohnt werden", forderte die Gewerkschaft. Auch die Links-Fraktion kritisierte, Langzeitarbeitslose fänden nur schwer eine Stelle. Vor einem Zurückdrehen der Arbeitsmarktreformen warnte hingegen die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Der Aufschwung am Arbeitsmarkt dürfe nicht gefährdet werden. Schon jetzt verlangsame sich der Abbau der Arbeitslosigkeit.

Quelle: ntv.de

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