Politik

Gespräche mit moderaten Taliban Jung: Nur bei Gewaltverzicht

Verhandlungen mit Taliban in Afghanistan sollte es nach den Worten von CDU-Verteidigungsminister Franz Josef Jung nur mit zweifelsfrei gewaltlosen Gruppen geben. "Ich halte es für zwingend notwendig, dass es sich um Gruppierungen handelt, die sich eindeutig von Gewalt distanzieren", sagte Jung während seiner Reise nach Afghanistan bei einem Zwischenstopp in Usbekistan.

Er reagierte damit auf die Äußerungen von US-Präsident Barack Obama, der eine Annäherung an moderate Talibankämpfer erwägt. Jung sagte, die Briten hätten schlechte Erfahrungen gemacht mit ihrem Versuch in Südafghanistan mit gemäßigten Taliban zu verhandeln: "Taliban haben dann Kinder und Lehrer in Schulen umgebracht, die Englisch lernten."

"Konsequenter Schritt"

Das deutsche Außenministerium begrüßte das amerikanische Gesprächsangebot. "Es ist ein konsequenter Schritt, wenn man die afghanische Politik ernst nimmt", sagte SPD-Staatsminister Gernot Erler dem "Handelsblatt". Erler wies den Vorwurf zurück, es gebe keine "moderaten Taliban". "Die Taliban sind ein außerordentlicher bunter Flickenteppich verschiedener Gruppierungen, die nicht alle mit der Terrororganisation Al-Kaida zusammenhängen."

Der CDU-Außenexperte Eckart von Klaeden forderte aber, dass die Gespräche auf keinen Falle über Köpfe der afghanische Regierung hinweg geführt werden dürften wie dies bei den Briten 2006 der Fall gewesen sei. "Es darf nicht das Signal geben, dass es auf die wirklichen moderaten Kräfte im Land nicht ankommt."
Allerdings hat inzwischen
Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahed die Offerte aus dem Weißen Haus zurückgewiesen. Mudschahed bezeichnete die Offerte aus den USA gegenüber dem "Spiegel" als "sinnlos". Gemäßigte Taliban, an die sich US-Präsident Barack Obama wenden wolle, "gibt es nicht in Afghanistan", sagte der Sprecher. Es gebe "nur eine Taliban-Bewegung", und diese sei nicht zu Verhandlungen bereit. Eine Unterteilung in moderate und kampfbereite Taliban entspreche nicht der Realität, sagte Mudschahed.

Nicht nur militärische Mittel

Obama hatte in einem Interview auf die Frage, ob die USA derzeit den Krieg in Afghanistan gewinnen, geantwortet: "Nein." Jung sagte: "Afghanistan ist allein mit militärischen Mitteln nicht zu gewinnen. Das habe ich immer gesagt. Und unsere Soldaten sehen das genauso."

In Usbekistan wollte Jung am Bundeswehrstandort in Termes mit seinem usbekischen Kollegen Korbil Berdijew über Möglichkeiten des Lufttransports nach Afghanistan sprechen. "Der Lufttransport über Termes ist für uns von entscheidender Bedeutung. Unser Interesse ist, ihn langfristig sicherzustellen."

Termes liegt an der Grenze zu Afghanistan. Von dort aus ist es eine halbe Stunde Flugzeit nach Masar-i-Scharif in Nordafghanistan, wo die Bundeswehr mit rund 2000 Soldaten ihren größten Standort außerhalb Deutschlands hat. Jung wollte mit Berdijew über die Zahl der Flüge pro Jahr sprechen.

Gespr äche mit Stammesältesten

Am Dienstag reist Jung nach Masar-i-Scharif und danach zum deutschen Wiederaufbauteam (PRT) nach Feisabad. Am Mittwoch will er das PRT in Kundus besuchen. Dort will er auch mit Stammesältesten der Region sprechen. Jung sagte, die Mission in Afghanistan sei ein schwieriger Einsatz. In Feisabad habe sich die Sicherheitslage stabilisiert, in Kundus sei sie "kritisch".

Derzeit sind insgesamt rund 3800 deutsche Soldaten im Einsatz für die internationale Afghanistan-Schutztruppe ISAF. Deutschland ist nach den USA und Großbritannien drittgrößter Truppensteller.

Quelle: ntv.de

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