Politik

Wahl-Analyse Junge wählten Koch nicht

Die CDU hat in Hessen nach einer Analyse der Forschungsgruppe Wahlen vor allem in den Wochen vor der Wahl und bei Jüngeren gravierend an Zustimmung verloren. Gut ein Viertel der Wähler hat sich erst kurzfristig entschieden, hieß es in einer ersten Wahlanalyse. Die wichtigsten Faktoren der Wahlentscheidung:

Die Einbußen der CDU in Hessen gehen auf eine gesunkene Leistungsbilanz sowie Ansehens- und Kompetenzverluste zurück. Bei der Zufriedenheit mit der Landesregierung erreicht die CDU auf der +5/-5- Skala nach 1,0 vor der letzten Landtagswahl heute noch 0,2. Beim Ansehen rutscht die Hessen-CDU auf 0,4 (2003: 1,2) und wird damit weit weniger gut als die CDU im Bund mit 1,1 (2003: 1,1) bewertet. Die SPD verfügt hingegen mit 0,9 (2003: 0,0) im Land über ein deutlich gewachsenes Ansehen und wird als Bundespartei mit 0,9 heute viel besser beurteilt als vor fünf Jahren (2003: minus 0,4).

Nachdem die CDU bei ihrem Rekordergebnis im Jahr 2003 erheblich von der Unzufriedenheit mit Rot-Grün im Bund profitierte, war jetzt für 64 Prozent der Befragten die Landespolitik wichtiger. Hier ist für die Hessen Bildung und Schule das eindeutig wichtigste Thema, wo die CDU ihren hohen Kompetenzvorsprung von 2003 klar an die SPD verloren hat (CDU: 27 Prozent; SPD: 40 Prozent). Während die CDU- Forderung nach einem verschärften Jugendstrafrecht eher umstritten ist (gut: 52 Prozent; schlecht: 45 Prozent), wird die SPD-Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn von 59 Prozent unterstützt (schlecht: 35 Prozent).

Bei den Spitzenkandidaten stand einem massiv polarisierenden Ministerpräsidenten eine ungewöhnlich starke Herausforderin gegenüber. Auf der +5/-5-Skala wird Roland Koch von den CDU-Anhängern mit sehr guten 3,0, aber von den SPD-Anhängern ausgesprochen schlecht mit minus 2,0 bewertet. Insgesamt erreicht Roland Koch hier nur 0,0 - die SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti liegt bei durchschnittlich 1,1. Mit 50 Prozent Zustimmung ist Kochs persönliche Leistungsbilanz im Vergleich mit anderen Ministerpräsidenten schwach, 43 Prozent attestieren ihm überwiegend schlechte Arbeit. Letztendlich wollen 41 Prozent Roland Koch und 46 Prozent Andrea Ypsilanti als Regierungschef/in für Hessen.

Die CDU hat bei allen unter 60-jährigen Wählern starke Verluste, die bei den unter 30-Jährigen mit minus 20 sowie bei den 45- bis 59- Jährigen mit minus 17 Prozentpunkten ungewöhnlich heftig ausfallen. Bei den über 60-Jährigen wählen 48 Prozent die CDU (minus vier Prozentpunkte) und bewahren die Partei bei ihrem Gesamtresultat somit vor noch stärkeren Verlusten. Die SPD bleibt in dieser Altersgruppe der über 60-Jährigen mit 33 Prozent weiter schwach, kann aber bei allen 18- bis 59-Jährigen sehr deutlich zulegen und wird hier überall eindeutig stärkste Partei. Bei Männern erreicht die SPD 36 Prozent (plus acht Prozent) und bei Frauen 39 Prozent (plus neun Prozent), die CDU erzielt dagegen bei Wählerinnen und Wählern ein ähnliches Ergebnis.

Schließlich gibt es in Hessen auch in der Bündnisfrage eine Polarisierung: Schwarz-Gelb (gut: 40 Prozent; schlecht: 39 Prozent) erhält etwa genau so viel Zustimmung wie Rot-Grün (gut: 42 Prozent; schlecht: 42 Prozent). In einer großen Koalition sehen nur 27 Prozent eine gute, aber 56 Prozent eine schlechte Lösung für das Land Hessen.

Die Zahlen basieren auf einer telefonischen Befragung der Forschungsgruppe Wahlen unter rund 1250 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten in Hessen in der Woche vor der Wahl sowie auf einer Befragung von 12.377 Wählern am Wahltag.

Quelle: ntv.de

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