Politik

Blutvergießen in Sri Lanka Kämpfe in der "sicheren Zone"

Bei einem schweren Angriff von Regierungstruppen im Nordosten Sri Lankas sind nach Angaben der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) hunderte Zivilisten ums Leben gekommen. Der LTTE-nahe Internetdienst Tamilnet berichtete, die Armee habe in der Nacht ein von der Regierung als "sichere Zone" ausgewiesenes Gebiet mit Artillerie beschossen.

Die Regierung bezeichnete die Anschuldigungen als "Rebellen-Propaganda". Die Vereinten Nationen riefen die Konfliktparteien unterdessen erneut zu einem Ende der Gewalt auf. "Beide Seiten müssen das Blutvergießen beenden", erklärte UN-Sprecher Gordon Weiss in der Hauptstadt Colombo.

257 Leichen geborgen

Der Arzt Veerachchami Shanmugaraja, der im Rebellengebiet an der Nordostküste arbeitet, sagte der Deutschen Presse-Agentur am Telefon, nach dem nächtlichen Beschuss seien 257 Leichen geborgen worden. Es habe mehr als 800 Verletzte gegeben, die nur notdürftig behandelt werden könnten. Medien berichteten unter Berufung auf Augenzeugen von bis zu 378 Toten und 1122 Verletzten. Armeesprecher Udaya Nanayakarra wies die Vorwürfe scharf zurück und erklärte, Sicherheitskräfte hätten am Sonntag mehr als 700 Zivilisten aus der Gewalt der LTTE befreit.

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wurden bei neuen Gefechten zudem zahlreiche LTTE-Kämpfer getötet. Auch Waffen und Schnellboote seien sichergestellt worden, hieß es. Gleichzeitig warf das Verteidigungsministerium den Rebellen vor, Minenwerfer in der "sicheren Zone" positioniert und Zivilisten beschossen zu haben.

Fakten nicht zu überprüfen

Eine unabhängige Bestätigung für die Berichte von LTTE und Militär gibt es nicht, da die Regierung Journalisten und internationalen Beobachtern den Zugang in das noch von den Rebellen gehaltene Gebiet verweigert. Erst Ende April hatten die LTTE behauptet, bei Angriffen der Armee seien binnen eines Tages 1000 Zivilisten getötet und 2300 verletzt worden. Das Militär hatte dies zurückgewiesen.

Die LTTE, die einst weite Teile im Norden und Osten Sri Lankas kontrollierte, ist auf einem nur noch etwa fünf Quadratkilometer großen Küstenstreifen nördlich der Stadt Mullaitivu vom Militär eingekesselt. Im Kampfgebiet sitzen nach UN-Schätzungen noch rund 50.000 Zivilisten fest. Colombo spricht von weniger als 20.000 Zivilisten in dem Gebiet.

Die Regierung wirft der LTTE vor, die Zivilisten gewaltsam an der Flucht zu hindern. Die LTTE kritisiert, die Armee beschieße die Region ohne Rücksicht auf Unbeteiligte. Unter internationalem Druck hatte die Regierung nach eigenen Angaben vor zwei Wochen den Einsatz schwerer Waffen sowie Luftangriffe gestoppt.

Quelle: ntv.de, dpa

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