Quartier gestürmt Kämpfer verschwunden
28.06.2002, 10:51 UhrIsraelische Soldaten haben am späten Freitagabend das seit vier Tagen belagerte Hauptquartier der palästinensischen Sicherheitskräfte in Hebron gestürmt. Dabei habe man vergeblich nach "palästinensischen Kämpfern" gesucht, berichten Augenzeugen. Eine Sprecherin der israelischen Armee wollte sich zu den Informationen nicht äußern. Nach dem die Soldaten das Gebäude wieder verlassen hatten, sei dies durch eine Detonation schwer beschädigt worden.
Bereits am Nachmittag hatte der frühere palästinensische Minister Talal Sider die 15 im Gebäude verbliebenen bewaffneten Männer zur Aufgabe bewegen wollen. Unverrichteter Dinge kam Sider später aus dem Hauptquartier heraus. "Es gibt überall viel Zerstörung. Ich habe niemanden gesehen", sagte Sider dem arabischen Fernsehsender "Al Dschasira". Vor der Aktion hatte die israelische Armee mit Planierraupen ein rund 100 Meter langes Loch in das Gebäude gerissen.
Nach israelischer Darstellung handelt es sich um lange gesuchte Mitglieder militanter Organisationen. Das hochrangige Mitglied der palästinensischen Sicherheitskräfte, Abdel Fatah al Dschaidi, bestätigte, dass es sich bei den Männern um "Kämpfer " handelt. Israel hatte mit der gewaltsamen Einnahme des Gebäudes gedroht, falls sich die Männer nicht ergeben sollten.
Palästinenserappell an G 8
Die Palästinenserführung rief die G-8-Staaten zu rascher Hilfe zur Beendigung der Militäraktionen auf. Sie verlangte von den sieben führenden Industriestaaten und Russland auch eine schnelle Durchsetzung des Tenet- und des Mitchell-Planes für einen Waffenstillstand und die Wiederaufnahme von Friedensverhandlungen mit Israel. Die Verhandlungen sollten auf Grundlage der vor zwei Jahren erreichten Ergebnisse von Camp David, Paris, Scharm el Scheich und Taba fortgesetzt werden.
Die Führer der G-8-Staaten hatten im kanadischen Ort Kananaskis erklärt, sich weiterhin für einen Frieden im Nahen Osten einzusetzen. "Wir unterstreichen unsere Verpflichtung, für einen Frieden in Nahost zu arbeiten", hieß es in der Abschlusserklärung des zweitägigen Gipfels. "Unsere Vision basiert auf zwei Staaten, Israel und Palästina, die Seite an Seite in sicheren und anerkannten Grenzen leben." Während des Treffens war US-Präsident George W. Bush mit seinen Nahostplänen auf Vorbehalte gestoßen. Frankreich und Kanada lehnen den von Bush geforderten Machtverzicht von Palästinenserpräsident Jassir Arafat ab.
Quelle: ntv.de