25.000 Euro für wertvolle Informationen Kampagne soll NS-Verbrecher aufspüren
21.07.2013, 12:54 Uhr
Auslöser für die Kampagne war die Verurteilung Demjanjuks 2011.
(Foto: picture alliance / dpa)
Es ist die letzte Chance, bevor sie aus Altersgründen sterben: Das Simon-Wiesenthal-Zentrum will die letzten NS-Täter in Deutschland finden. Dabei setzt es auf die Mithilfe der Bevölkerung. Zahlreiche Nazi-Kriegsverbrecher sind bis heute straffrei geblieben. Sie sollen noch vor Gericht.
Das Simon-Wiesenthal-Zentrum will mit einer Plakatkampagne die letzten noch lebenden Nazi-Kriegsverbrecher in Deutschland aufspüren. Unter dem Motto "Spät. Aber nicht zu spät! Operation Last Chance" sollen ab Dienstag in Berlin, Hamburg und Köln insgesamt 2000 Plakate aufgehängt werden. Das teilt das Israel-Büro des Zentrums in Jerusalem mit.
Ziel der Initiative sei es, noch lebende und bisher nicht verurteilte NS-Kriegsverbrecher mit Hilfe der Bevölkerung aufzuspüren und vor Gericht zu bringen, sagte der Initiator der Kampagne und Leiter des Büros in Jerusalem, Efraim Zuroff. Gesucht werde nach Hinweisen, die zur Strafverfolgung von NS-Tätern führen könnten.
Demjanjuk als Präzendenzfall
Für sachdienliche Informationen ist eine Belohnung von bis zu 25.000 Euro ausgesetzt. Auslöser der "Operation Last Chance" sei die Verurteilung von Iwan Demjanjuk 2011 in München gewesen. Damit sei ein historischer Präzedenzfall geschaffen worden, der die Rechtslage erheblich verändert habe, sagte Zuroff. Seither werde wieder gegen NS-Täter ermittelt, die in Vernichtungslagern eingesetzt waren, an der Operation Reinhard (zur Tötung von über zwei Millionen Juden und Roma im besetzten Teil Polens und der Ukraine) teilgenommen oder einer Einsatzgruppe angehört hätten. "Es besteht die Chance, NS-Täter vor Gericht zu stellen, die bisher straffrei geblieben sind", hofft Zuroff.
Alter mindert nicht die Schuld
"Jede Anklage ist eine wichtige Erinnerung daran, dass Gerechtigkeit für die Opfer des Holocaust immer noch erreicht werden kann", begründete Zuroff die Aktion. Dabei könne das hohe Alter der Täter kein Grund sein, die Strafverfolgung einzustellen. "Das macht ihre Schuld nicht geringer", sagte Zuroff.
Das 1977 in Los Angeles gegründete Simon-Wiesenthal-Zentrum ist durch die weltweite Suche nach untergetauchten Nazi-Verbrechern und Kollaborateuren bekannt geworden. Es ist nach dem österreichischen Juden Simon Wiesenthal (1908 bis 2005) benannt, der viele Angehörige während des Holocaust verloren und deshalb nach dem Zweiten Weltkrieg weltweit nach Nazi-Tätern geforscht hatte.
Quelle: ntv.de, dpa