Politik

Russland rüstet ab Kampfstoff Lewisit vernichtet

Russland hat den letzten Vorrat am Kampfstoff Lewisit im Großdepot Kambarka im Wolgagebiet vernichtet. In der mit deutscher Finanzhilfe gebauten Anlage etwa 1.300 Kilometer östlich von Moskau wurden am Freitag die letzten 28 Kilogramm des dort gelagerten Lewisit unschädlich gemacht, meldete die Nachrichtenagentur Itar-Tass. Das hautschädigende Giftgas erzeugt schwer heilende Wunden. Seit der Inbetriebnahme der Fabrik am 1. März 2006 wurden in Kambarka etwa 3.300 Tonnen chemische Waffen vernichtet. An der 270 Millionen Euro teuren Anlage war Deutschland mit 150 Millionen Euro beteiligt.

Ebenfalls am Freitag wurde in einer Mitte 2006 gebauten Fabrik in Maradykowo im angrenzenden Gebiet Kirow die letzte mit Kampfstoffen gefüllte Fliegerbombe unschädlich gemacht. Die erste von insgesamt drei C-Waffen-Vernichtungsanlagen war 2002 in Gorny bei Saratow in Betrieb genommen worden, deren Bau von Deutschland ebenfalls mit finanziert wurde. Seitdem machte Russland in den drei Anlagen 8.000 Tonnen Kampfstoffe unschädlich und erfüllte somit die internationale Verpflichtung, ein Fünftel seiner C-Waffen-Vorräte bis Ende April 2007 zu beseitigen.

Russland hatte von der Sowjetunion das mit 40.000 Tonnen weltweit größte Arsenal an Chemiewaffen geerbt. Moskau hat das Chemiewaffen-Abkommen 1997 ratifiziert und will die Kampfstoffe bis 2012 vollständig vernichten. Das internationale Abkommen verbietet Entwicklung, Produktion, Besitz und Anwendung von chemischen Kampfstoffen.

Lewisit war Ende des Ersten Weltkrieges entwickelt worden, kam aber nach Angaben der russischen Internet-Enzyklopädie arms.ru offiziell nie in einem Krieg zum Einsatz. Militärexperten schließen jedoch nicht aus, dass Lewisit vom Regime Saddam Husseins gegen die Zivilbevölkerung im Irak eingesetzt wurde. Mehrere Länder, darunter die USA, Russland und Großbritannien, legten erhebliche Vorräte an Lewisit an. Kurz vor Beendigung des Zweiten Weltkrieges ersetzte die US-Armee Lewisit jedoch durch stärker wirkendes Yperit.

Quelle: ntv.de

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