30 Tote bei Terroranschlag Karsai überlebt Attentat
05.09.2002, 16:36 UhrSchwarzer Tag für Afghanistan: Ein Terroranschlag in der Hauptstadt Kabul mit mindestens 30 Toten und ein Attentatsversuch auf Präsident Hamid Karsai haben die Friedenshoffnungen erschüttert. Karsai überlebte den Angriff in Kandahar im Süden des Landes unverletzt. Bundesaußenminister Joschka Fischer sicherte Karsai umgehend weitere Hilfe beim demokratischen Aufbau des Landes zu. UN-Generalsekretär Kofi Annan verurteilte die "sinnlosen Gewaltakte".
Beim schwersten Terroranschlag in Kabul seit dem Sturz der Taliban wurden durch eine Autobombe mindestens 30 Menschen getötet und mehr als 50 verletzt. Viele Verletzte befänden sich in einem kritischen Zustand, sagte ein Sprecher des afghanischen Außenministeriums. Die Sicherheitsbehörde in Kabul machte die Taliban oder das Terrornetzwerk El Kaida für den Anschlag verantwortlich. Deutsche oder andere Ausländer waren nicht unter den Opfern.
Bei dem Attentatsversuch in Kandahar, dem früheren Hauptquartier der Taliban, war zunächst unklar, wem der Angriff galt: Karsai oder dem Gouverneur von Kandahar, Gul Agha Schersai. Ein Mann in einer afghanischen Armee-Uniform hatte in das Auto der beiden gefeuert. Die US-Leibwächter Karsais schossen zurück. Nach Angaben Schersais wurden zwei Leibwächter und einer der Angreifer getötet.
Der Gouverneur wurde nach Angaben der in Pakistan ansässigen afghanischen Nachrichtenagentur AIP verletzt, ebenso laut CNN ein US-Soldat. Karsai sagte dem britischen Sender BBC, er selbst sei wohlauf. Karsai war zur Hochzeit seines Bruders nach Kandahar gereist.
Für den Terroranschlag in Kabul wählten die Täter die Tatzeit am Nachmittag und den Tatort in einer Marktstraße nahe zweier Ministerien so, dass möglichst viele Menschen Opfer der Bombe werden sollten. Der Anschlag löste Panik aus. Mehrere tausend Menschen flohen aus dem Büro- und Geschäftsviertel.
In den vergangenen Wochen hatte eine Serie von Explosionen die afghanische Hauptstadt erschüttert, bei denen ein Mensch getötet worden war. Die internationale Schutztruppe ISAF und die afghanischen Behörden ermittelten, fanden aber zunächst keine eindeutigen Hinweise auf die Täter.
Das Verteidigungsministerium in Berlin teilte mit, Soldaten der ISAF seien nicht betroffen. Das Auswärtige Amt hatte auch keine Hinweise darauf, dass andere Deutsche wie Entwicklungshelfer oder Journalisten zu Schaden kamen. Dies bestätigte auch die Polizei in Kabul. Bundesaußenminister Fischer schrieb an Karsai, den Feinden eines selbstbestimmten, demokratischen und friedlichen Afghanistans müsse "mit aller Entschiedenheit begegnet werden". "Deutschland steht hierbei an Ihrer Seite. "
Die Sicherheitsvorkehrungen für die deutschen Soldaten und Botschaftsangehörigen in Kabul werden nach dem jüngsten Terroranschlag und dem Attentatsversuch auf Karsai nicht weiter verstärkt. Wegen des anstehenden Jahrestages der Anschläge vom 11. September in den USA seien die Sicherheitsvorkehrungen bereits auf einem sehr hohen Niveau, sagten Sprecher des Außen- und Verteidigungsministeriums in Berlin.
UN-Generalsekretär Annan forderte in New York, die Täter müssten verfolgt und bestraft werden. Dabei müssten die afghanischen Sicherheitsbehörden alle Hilfe erhalten.
Quelle: ntv.de