Politik

Ganz großer Schluck aus der Pulle Kassenärzte halten zu ihrem Chef

Wer Gehaltserhöhungen für die Kassenärzte durchsetzt, soll auch selbst mehr Geld bekommen, scheint die Kassenärztlichen Bundesvereinigung zu denken. Ihr Chef jedenfalls soll seine Gehaltserhöhung von 90.000 Euro behalten. Es handele sich schließlich um "Finanzmittel der Ärzte".

Andreas Köhler

Andreas Köhler

(Foto: dpa)

Die Kassenärzte halten an der satten Gehaltserhöhung für ihren Chef Andreas Köhler fest. Das berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Die Vertreterversammlung, das Parlament der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, habe es in einer geheimen Sitzung abgelehnt, die Jahresgehälter der Spitzen der KBV wieder zu begrenzen.

Mit Zustimmung der Versammlung hatte Köhler sich im April 2011 einen Aufschlag um 90.000 Euro auf nun 350.000 Euro genehmigt. Das ist mehr als etwa der Bundesgesundheitsminister oder die Bundeskanzlerin im Jahr erhalten.

An der Gehaltserhöhung hatte es breite Kritik gegeben, wobei das vom FDP-Politiker Daniel Bahr geleitete Gesundheitsministerium nach Ansicht der grünen Gesundheitspolitikerin auffallend still blieb. "Offensichtlich scheut die Bundesregierung den Konflikt mit dem Chef der Kassenärzte", sagte Bender "Welt" im Dezember.

Hinter den Kulissen machte das Gesundheitsministerium dennoch einen Vorstoß, um die Erhöhung rückgängig zu machen. Dem Vernehmen nach herrscht im Ministerium Kopfschütteln über das Verhalten der Kassenärzte. Es hatte mehrere Gespräche gegeben. Das Ministerium muss das Gehalt in einem aufsichtsrechtlichen Verfahren bestätigen und kann notfalls eine Anweisung geben.

Das Ministerium schweigt

Ein Sprecher Bahrs sagte der Nachrichtenagentur dpa: "Das ist ein laufendes Verfahren, über dessen Stand wir keine Auskunft geben." Der Vorsitzende der Vertreterversammlung, Hans-Jochen Weidhaas, sagte der FAZ: "Das ist ganz klar eine Angelegenheit der Selbstverwaltung der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten." Und weiter: "Im Übrigen handelt es sich nicht um Gelder der Versicherten, also der Beitragszahler, sondern um Finanzmittel der Ärzte und Psychotherapeuten." Kassen und Politiker argumentieren dagegen, auch Kassenärzte würden aus den Beiträgen der Versicherten bezahlt.

Nach Angaben des Insider-Blatts "Ambulant und stationär aktuell" wird Köhler bereits seit Jahren von der Wirtschaft umworben, wo er angeblich weit mehr verdienen könnte.

Das Ministerium hatte Weidhaas der FAZ zufolge empfohlen, sich an den Gehältern des Krankenkassen-Spitzenverbands von bis zu 230.000 Euro zu orientieren. Die zweiten Vorsitzenden beziehungsweise Vertreter erhalten in beiden Organisationen etwas weniger als die Vorsitzenden.

Quelle: ntv.de, hvo/dpa

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