Empörung bei den Opfern Katzav zurückgetreten
29.06.2007, 11:14 UhrDer wegen sexueller Vergehen angeklagte israelische Staatspräsident Mosche Katzav hat offiziell seinen Rücktritt eingereicht. Er hatte sein Amt wegen der Vorwürfe bereits seit Januar ruhen lassen. Katzav habe seinen Rücktritt in einem Brief an Parlamentspräsidentin Dalia Itzik mitgeteilt, meldete der israelische Rundfunk.
Erst am Donnerstag war bekannt geworden, dass der 61-Jährige durch eine Übereinkunft mit der Staatsanwaltschaft voraussichtlich nur zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wird. Die von ihm mutmaßlich belästigten Frauen und Hauptbelastungszeuginnen kritisierten die Absprache mit Generalstaatsanwalt Meni Masus.
"Perverser Serientäter"
Eine von ihnen sagte in einer vom Fernsehen übertragenen Pressekonferenz, Katzav sei ein Perverser und "sexueller Serienstraftäter", der sie zu einer Sexsklavin gemacht habe. Ihr Gesicht wurde im Fernsehen elektronisch unkenntlich gemacht. "Die Entscheidung des Generalstaatsanwalts tut mir weh, weil sie Sexstraftäter ermutigt", sagte die Frau. Auch bei der Anwältin der Klägerinnen stieß die vorgerichtliche Einigung auf Kritik. Masus erklärte, es wäre schwer gewesen, die schwerwiegenderen Vorwürfe vor Gericht zu beweisen.
Für Masus bedeutet das Eingehen auf geringere Vorwürfe eine Kehrtwende von seiner bisherigen Position, Katzav wegen Vergewaltigung vor Gericht zu bringen. Katzav werde sich der sexuellen Belästigung, unanständigen Verhaltens und der Bedrohung von Zeugen verantworten, kündigte Masus an. Zudem werde er den Klägerinnen eine Entschädigung zahlen. Ihm drohe eine zur Bewährung ausgesetzte Strafe.
Die Anwältin der Klägerinnen, Kineret Baraschi, sagte, Katzav habe eine Sonderbehandlung erhalten. Es gibt kein öffentliches Interesse für eine vorgerichtliche Einigung und Reduzierung seiner Strafe, nur weil er der Präsident ist - und nur, weil wir darüber besorgt sind, wie wir vor der Welt dastehen", sagte sie dem israelischen Sender Kanal 2. Miriam Schler vom Zentrum für Vergewaltigungsopfer in Tel Aviv sagte, die Einigung sei eine Farce. "Das ist eine Botschaft an Frauen, die von mächtigen Männern vergewaltigt wurden: Bleibt besser still zuhause und sagt niemanden was, weil es keinen Sinn hat, zur Polizei zu gehen."
Zum Nachfolger Katzavs wurde Friedensnobelpreisträger Schimon Peres gewählt, der am 15. Juli sein Amt antritt.
Quelle: ntv.de