Annan appelliert an Israel Keine "exzessive" Gewalt
20.11.2002, 07:24 UhrUN-Generalsekretär Kofi Annan hat die israelische Regierung aufgefordert, "exzessive" Gewaltanwendung gegen palästinensische Zivilisten zu unterlassen. "Gewalt vertieft die Empörung, Bitterkeit und das Misstrauen nur immer weiter und rückt die Aussicht auf Frieden zwischen Israelis und Palästinensern immer weiter in die Ferne", heißt es in Annans Erklärung.
Anlass für Annans Appell war die israelische Militäraktion am Dienstag in Tulkarem im Westjordanland. Dabei waren mindestens sieben Palästinenser getötet worden, darunter drei Jugendliche.
Am Mittwoch erschossen israelische Soldaten einen 15-jährigen Palästinenser in Tulkarem. Der Jugendliche wurde nach Angaben von Klinikmitarbeitern tödlich getroffen, nachdem er zusammen mit anderen Steine auf Panzer geworfen hatte. Einem israelischen Militärsprecher zufolge hatte der Junge einen Brandsatz geschleudert.
In Hebron sprengten israelische Truppen am Mittwoch das Haus von Akram Hanini. Der Palästinenser war gemeinsam mit drei Komplizen am Freitag bei einer Schießerei in der Stadt getötet worden. Außerdem waren zwölf Soldaten und Sicherheitskräfte ums Leben gekommen. Nachbarn sagten, in dem zweistöckigen Haus hätten neun Verwandte Haninis gelebt. Ihnen sei zuvor eine Stunde Zeit gegeben worden, das Gebäude zu räumen.
Sinkende Unterstützung für Arafat
Eine Umfrage eines palästinensischen Meinungsforschungsinstituts ergab unterdessen eine sinkende Unterstützung für Palästinenserpräsident Jassir Arafat. 38 Prozent der mehr als 1.000 Befragten sprachen sich für den Präsidenten aus, während es im September noch 43 Prozent waren.
In der Frage der Effektivität des palästinensischen Aufstands waren sich die Befragten uneins. 39 Prozent gaben an, sie glaubten, dass die Intifada sie ihrem Ziel eines palästinensischen Staates näher bringe, 36 Prozent bezeichneten den Aufstand dagegen als nicht hilfreich. Trotz wirtschaftlicher Einbußen sprachen sich aber 38 Prozent der Befragten für eine Fortsetzung der Intifada aus.
Arbeitspartei wählt neuen Chef
Am Dienstag hatten die Mitglieder der israelischen Arbeiterpartei den linksgerichteten Kandidaten Amram Mizna zu ihrem Parteichef gewählt. Mizna ist auch Spitzenkandidat bei den Wahlen am 28. Januar.
Der 57-jährige Mizna kündigte an, er werde im Falle eines Wahlsiegs einen Rückzug aus dem Gazastreifen anordnen und Verhandlungen mit den Palästinensern aufnehmen - auch mit Arafat. Einer Regierung unter Likud-Führung werde die Arbeiterpartei nur dann beitreten, wenn sie zu Verhandlungen mit den Palästinensern bereit sei. Allen Umfragen zufolge hat die Arbeitspartei aber kaum Chancen gegen den regierenden Likud-Block von Ariel Scharon.
Quelle: ntv.de