Gigantische Militärparade in Nordkorea Kim und Kim feiern sich
10.10.2010, 08:06 UhrMit einer der größten Militärparaden der letzten Jahre feiert Nordkorea den 65. Geburtstag seiner kommunistischen Partei. Wieder präsentieren sich Diktator Kim Jong Il und sein Sohn und Nachfolger Kim Jong Un gemeinsam dem Volk. In Südkorea wird derweil der ranghöchste Überläufer aus Nordkorea, der einstige Mentor von Kim Jong Il, tot aufgefunden.
Die nordkoreanische Führung hat mit einer riesigen Militärparade den 65. Jahrestag der Gründung der kommunistischen Partei des Landes gefeiert. Der Aufmarsch mit 20.000 Soldaten wurde von Machthaber abgenommen. Neben ihm befand sich sein Sohn , der durch den prominenten Auftritt erneut seine Stellung als designierter Nachfolger seines durch Krankheit geschwächten Vaters unterstrich. Es war das erste Mal, dass die Bürger Pjöngjangs Kim Jong Un bei einem öffentlichen Auftritt direkt zu Gesicht bekamen. Die Fernsehbilder zeigten, dass der ältere Kim hinkte und sich an der Brüstung des Podiums abstützen musste.
Die Militärparade in der Hauptstadt Pjöngjang war eine der größten seit Jahren in dem abgeschotteten Land, das zwar über Atomwaffen verfügt, aber unter chronischer Lebensmittelknappheit und wirtschaftlichen Schwierigkeiten leidet. Der Aufmarsch fand nur knapp zwei Wochen nach dem ersten Parteitag der nordkoreanischen Kommunisten seit drei Jahrzehnten statt. Auf ihm war der jüngste Kim-Sohn in die Parteiführung aufgenommen und zum ernannt worden. Dies galt als sicheres Zeichen, dass Kim Jong Un von seinem 68 Jahre alten Vater der Weg zur Nachfolge geebnet werden soll.
"Mit demütigster Ehrerbietung"
Das nordkoreanische Fernsehen zeigte den Sohn zusammen mit anderen Würdenträgern nur einige Schritte von seinem Vater entfernt, als tausende Soldaten und Raketen tragende Lastwagen an ihnen vorbeizogen. Die Parade begann mit einem Hornsignal. Eine Flagge mit dem Porträt von Kim Il Sung, dem verstorbenen Vater des heutigen Machthabers, der offiziell noch immer Nordkoreas Präsident ist, wurde danach auf den Platz getragen. "Alle Paradeteilnehmer blickten mit demütigster Ehrerbietung auf zu der Flagge", hieß es bei der staatlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA.
Vater und Sohn Kim applaudierten immer wieder und grüßten die vorbeiziehenden Truppen. Eine große Menschenmenge im Hintergrund formte mit Objekten, die wie hochgehaltene Blumensträuße aussahen, riesige Bilder mit Sprüchen wie "die Arbeiterpartei der Demokratischen Volksrepublik Korea" oder "65. Jahrestag". An der Parade nahm auch eine Delegation aus China, Nordkoreas engster Verbündeter, teil. Laut der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua traf der Kim-Sohn mit der Führung der Delegation zusammen.
Tags zuvor hatten Vater und Sohn Kim bereits einen gemeinsamen Auftritt bei einer Sportveranstaltung in einem Stadion in Pjöngjang. Zehntausende beklatschten beide dabei. Das nordkoreanische Fernsehen zeigte Menschen, die vor Rührung Tränen vergossen.
Prominenter Überläufer tot aufgefunden
In Südkorea wird derweil der prominenteste und bisher ranghöchste nordkoreanische Überläufer tot aufgefunden. Die Leiche des früheren Parteifunktionärs des kommunistischen Nachbarlandes, Hwang Jang Yop, wurde nach Berichten des südkoreanischen Fernsehens in seiner Wohnung gefunden. Die Polizei vermutet als Todesursache einen Herzinfarkt. Die Leiche soll obduziert werden. Hwang war 87 Jahre alt. Es gebe keine Anzeichen für einen Einbruch in sein Haus, hieß es. Nordkorea hatte seit der Flucht Hwangs vor 13 Jahren wiederholt über seine Staatsmedien mit der Ermordung Hwangs gedroht.
Der frühere Sekretär der herrschenden Arbeiterpartei Nordkoreas hatte sich 1997 über China nach Südkorea abgesetzt. Seitdem hatte er das stalinistische Regime in Pjöngjang immer wieder scharf kritisiert. Er wurde in Südkorea rund um die Uhr von Sicherheitsbeamten bewacht. Nordkorea hatte Hwang die Flucht nie verziehen. Hwang galt als früherer Mentor des derzeitigen nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Il.
Anfang dieses Jahres hatte Nordkorea seine Morddrohungen gegen Hwang bekräftigt, nachdem dieser auf Vortragsreisen in den USA und Japan zu einer "ideologischen Kriegsführung" gegen Pjöngjang aufgerufen hatte. Zwei mutmaßliche nordkoreanische Agenten wurden im Juli in Südkorea wegen eines Mordkomplotts gegen Hwang zu jeweils zehn Jahren Haft verurteilt. Die beiden Männer, die sich als Flüchtlinge getarnt hatten, um über Thailand nach Südkorea einreisen zu können, gaben zu, im Auftrag Pjöngjangs ein Attentat auf Hwang geplant zu haben.
Quelle: ntv.de, AFP