Neuer Vorfall in Afghanistan Kinder bombardiert
05.03.2007, 07:58 UhrDie US-geführten Koalitionstruppen in Afghanistan haben nach offiziellen afghanischen Angaben zum zweiten Mal in zwei Tagen eine größere Anzahl Zivilisten getötet. Bei einem Luftangriff der Koalition seien am Montag in der Provinz Kapisa nördlich von Kabul neun Unbeteiligte ums Leben gekommen, darunter drei Kinder, sagte Kapisas Vizegouverneur Sayed Mohammad Dawood Hashimi.
Die Bomben hätten ein Wohnhaus getroffen. Die Koalition teilte mit, nach einem Angriff auf eine ihrer Basen in Kapisa hätten Kampfflugzeuge zwei 1.000-Kilo-Bomben auf eine "vermutete Feindposition" geworfen. Die Berichte über neun Tote würden untersucht.
Nach einem Selbstmordanschlag auf US-geführte Koalitionstruppen in Dschalalabad im Osten Afghanistans hatten Koalitionssoldaten am Sonntag afghanischen Regierungsangaben zufolge zehn Zivilisten getötet und 34 weitere verletzt. Nach Angaben des Innenministeriums in Kabul hatten die Koalitionstruppen aus Angst vor einem zweiten Anschlag nahe der Stadt Dschalalabad das Feuer auf Umstehende eröffnet. Ein Kameramann des afghanischen Senders Ariana, Khan Wali Kamran, sagte, US-Soldaten hätten Reporter nach dem Vorfall gezwungen, Bänder und Fotos zu löschen, die zivile Opfer zeigten.
Der afghanische Präsident Hamid Karsai kritisierte den Angriff auf Zivilisten vom Sonntag scharf und ordnete eine Untersuchung an. Zugleich verurteilte er den Selbstmordanschlag, zu dem sich die Taliban bekannt haben. Nach dem Anschlag hatten zahlreiche aufgebrachte Afghanen mehrere Stunden lang die Schnellstraße von Dschalalabad nach Pakistan blockiert. Die Demonstranten riefen Parolen gegen die ausländischen Truppen in Afghanistan.
Aus Angst vor Anschlägen erschießen ausländische Soldaten in Afghanistan immer wieder Zivilisten, die sie fälschlicherweise für Attentäter halten. Auch bei Luftangriffen wurden den internationalen Truppen in der Vergangenheit häufig zivile Opfer vorgeworfen. Die Regierung in Kabul fordert die ausländischen Streitkräfte regelmäßig dazu auf, vorsichtiger vorzugehen. Im vergangenen Jahr starben in Afghanistan mindestens 4.000 Menschen einen gewaltsamen Tod, nach Schätzungen waren darunter 1.000 Zivilisten. Viele der zivilen Opfer waren auf Anschläge der Taliban zurückzuführen.
Quelle: ntv.de