Mit Glauben unvereinbar Kirchen gegen Rechtsextremismus
22.02.2012, 13:10 UhrEs ist selten geworden, dass sich die Kirchen zu aktuellen politischen Entwicklungen offiziell äußern. Doch nun verurteilen sie in einer gemeinsamen Stellungnahme von Protestanten und Katholiken rechtsextremistisches Gedankengut.
Rechtsextremes Denken und Handeln ist nach Ansicht der beiden großen christlichen Kirchen mit dem Glauben unvereinbar. "Es verletzt auf krasse Weise die für Christen grundlegende Vorstellung von der Ebenbildlichkeit des Menschen mit Gott", erklärten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, und der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, in einer gemeinsamen Stellungnahme.
Anlass dafür ist die für Donnerstag geplante zentrale Gedenkveranstaltung für die Opfer der Mordserie von Neonazis. Die beiden Kirchenführer riefen die Gläubigen in Deutschland auf, für die Opfer und ihre Familien zu beten. "Gerade Menschen anderer Herkunft und anderen Glaubens brauchen unsere besondere Fürsorge und unseren Einsatz", betonten sie.
Gauck kommt
An der Gedenkfeier in Berlin nimmt auch der teil. Dies sei für Gauck eine Selbstverständlichkeit, hieß es aus seiner Umgebung. Zu dem Staatsakt im Konzerthaus am Gendarmenmarkt werden rund 1200 Gäste erwartet, darunter neben den Spitzen des Staates auch Angehörige der Opfer und andere Betroffene von Terroranschlägen. Teilnehmen wollen auch eine Delegation des Menschenrechtsausschusses des türkischen Parlaments und zahlreiche Mitglieder des Diplomatischen Korps. Eingeladen sind auch Ehrenamtliche aus Initiativen und Bündnissen, die sich gegen fremdenfeindliche Gewalt und für Demokratie engagieren, sowie Schulklassen und Sportvereine mit Verdiensten um die Integration. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird die zentrale Rede halten.
Ursprünglich sollte der inzwischen zurückgetretene ; er hatte den Staatsakt besonders gefördert und schon im November Angehörige und Hinterbliebene der Neonazi-Mordserie im Schloss Bellevue empfangen. Gauck hatte sich damals nach einem Bericht der "Welt" zunächst gegen einen Staatsakt ausgesprochen und stattdessen eine stärkere Unterstützung von Bürgerbündnissen gegen Rechts gefordert.
In vielen Bundesländern riefen die zuständigen Kultusminister zu Schweigeminuten an den Schulen auf. Auch die Mitarbeiter der Landesbehörden und städtischen Ämtern sollen sich beteiligen. Eine Reihe von Betrieben wie VW und ThyssenKrupp will ebenfalls mitmachen. In der Bonner Telekom-Zentrale soll zu Beginn der Bilanzpressekonferenz an die Opfer erinnert werden. Unter anderem in Berlin und Hamburg soll der öffentliche Nahverkehr am Mittag für eine Minute still stehen.
Quelle: ntv.de, dpa