Trotz Annäherung Kitas weiter bestreikt
11.06.2009, 07:58 UhrArbeitgeber und Kommunen verlangen ein sofortiges Ende des Ausstands. Die Gewerkschaften halten jedoch das bisherige Angebot des Tarifpartners für ungenügend.
Rund 15.000 Erzieherinnen und Sozialarbeiter haben am Mittwoch und Donnerstag erneut hunderte Kindertagesstätten in mehreren Bundesländern bestreikt. Am kommenden Montag wird es in Fulda zur womöglich entscheidenden Verhandlungsrunde zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften kommen. Zeitgleich will die Gewerkschaft Verdi mit einer Demonstration in Köln den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. Sie erwartet dazu 20.000 Menschen.
Schwerpunkte der Streiks an den kommunalen Einrichtungen waren nach Verdi-Angaben die Länder Niedersachsen, Bremen, Brandenburg und Schleswig-Holstein. Auch an diesem Freitag werden die Aktionen fortgesetzt - ver.di rechnet mit 4500 Erzieherinnen, die vor allem in Norddeutschland streiken.
Hamburger Streik gestoppt
An den Hamburger Kindertagesstätten darf zunächst aber nicht weiter gestreikt werden: Das Arbeitsgericht der Hansestadt hat die Arbeitsniederlegungen mit einer einstweiligen Verfügung vorerst gestoppt. Als Grund nannte ein Gerichtssprecher eine rechtswidrige Tarifforderung der Gewerkschaften Verdi und GEW. Die Arbeitsrechtliche Vereinigung Hamburg (AVH) begrüßte die Entscheidung. Der Landeschef von Verdi, Wolfgang Rose, kündigte dagegen Berufung vor dem Landesarbeitsgericht an.
Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) hatte zuletzt ein Angebot zu der Gewerkschaftsforderung nach einem tarifrechtlich verankerten Gesundheitsschutz vorgelegt.
Unterstützung durch die Politik
"Die VKA sollte das politische Signal von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) ernst nehmen", sagte die Verhandlungsführerin für die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Ilse Schaad, in Frankfurt und forderte damit weiteres Entgegenkommen. "Deutschland braucht mehr Erzieherinnen, die unter guten Arbeitsbedingungen den Bildungsauftrag für die Jüngsten auf qualitativ hohem Niveau umsetzen können."
Zu der Großkundgebung am Montag in Köln werden als Redner laut Verdi der Gewerkschaftsvorsitzende Frank Bsirske, Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen, SPD-Chef Franz Müntefering, die Grünen-Fraktionschefin Renate Künast und der Fraktionsvorsitzende der Linken, Gregor Gysi, erwartet. Die Unterstützung durch die Politik zeige deutlich, dass die Notwendigkeit, die Berufe der Erzieherinnen, Sozialarbeiter und Sozialpädagogen aufzuwerten, in der Öffentlichkeit angekommen sei, sagte Verdi-Bundesvorstand Achim Meerkamp.
Die Erzieherinnen und Sozialarbeiter streiken seit Mitte Mai, weil sie einen Tarifvertrag zum besseren Gesundheitsschutz der bundesweit rund 220.000 Erzieherinnen fordern. Zudem wollen sie mehr Lohn - für diesen Tarifvertrag gilt aber noch die Friedenspflicht. In ihrem am Dienstag vorgelegten Angebot bieten die Arbeitgeber unter anderem einen individuellen Anspruch auf eine Analyse der Gefährdung am Arbeitsplatz an. Die Arbeitgeber verlangten ein sofortiges Ende der Streiks. "Wir sind in Verhandlungen. Die Gewerkschaften sollen endlich wahr machen, dass sich der Streik nicht gegen die Eltern und Kinder richtet", forderte die VKA.
Quelle: ntv.de, dpa