Regierungschefs bleiben unter sich Klimagipfel schließt Verbände aus
15.12.2009, 11:38 UhrTausende Teilnehmer des Klimagipfels in Kopenhagen werden nach und nach ausgeschlossen: Weil nicht genug Platz ist und die Staats- und Regierungschef nicht gestört werden sollen, dürfen zum Ende der Woche immer weniger akkreditierte Teilnehmer auf das Gelände.
Umwelt- und Entwicklungsverbände haben scharf gegen den Ausschluss der meisten ihrer Mitarbeiter von der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen protestiert. Das ist "nicht akzeptabel" und "nicht demokratisch", heißt es in einem Schreiben von mehr als 50 Nichtregierungsorganisationen an den Leiter des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer, und an die dänische Umweltministerin Connie Hedegaard. Einen erfolgreichen Konferenzabschluss werde es nur geben, wenn die anreisenden Staats- und Regierungschefs auch den Druck der Öffentlichkeit spürten, hieß es in dem Schreiben weiter.
Die Konferenzleitung hatte mitgeteilt, von nun an würden von den 22.000 akkreditierten Mitarbeitern der Verbände nur noch 7000 auf das Gelände des Bella Centers gelassen, in dem die Konferenz stattfindet. Donnerstag soll diese Zahl auf 1000 verringert werden und Freitag, wenn die Gespräche der rund 120 erwarteten Staats- und Regierungschefs stattfinden, dann auf nur noch 90.
Zu viele Akkreditierungen
Hintergrund ist, dass insgesamt 45.000 Menschen für die Teilnahme an der Konferenz akkreditiert worden waren, obwohl das Bella Center nur eine Kapazität von 15.000 Menschen hat. Bereits am Montag war es deswegen zu chaotischen Szenen beim Zugang zu dem Gelände gekommen. Zahlreiche Menschen wurden nach stundenlangem Warten in der Kälte wieder weggeschickt.
Derweil haben die Umweltminister ihre informellen Gespräche nach zähen Verhandlungen vom Vortag fortgesetzt. Einige hätten die ganze Nacht durchverhandelt, hieß es in Kopenhagen. Bundesumweltminister Norbert Röttgen war für die Diskussionen über die Klimaziele der Industrieländer am Vormittag als Co-Vorsitzender eingeteilt. Auf der Agenda einer weiteren informellen Arbeitsgruppe stand die Finanzierung von Klimamaßnahmen in den Entwicklungsländern, ein besonders umstrittenes Thema.
Konflikt eskaliert
Nach massiven Protesten der afrikanischen Staaten am Vortag kündigten die Organisatoren der Klimakonferenz an, sie wollten auf die Entwicklungsländer zugehen. Die dänische Konferenzpräsidentin Hedegaard sagte im britischen Rundfunksender BBC, die Forderung dieser Gruppe nach Beachtung des Kyoto-Protokolls solle "beachtet" werden. Die Entwicklungsländer wollen am Kyoto-Protokoll festhalten, weil darin die Industrieländer verbindlich zur Verringerung ihrer Treibhausgase aufgefordert werden.
Die afrikanischen Staaten hatten die Konferenz am Vortag vorübergehend verlassen, um gegen die von Industriestaaten angestrebte Aushandlung eines neuen Vertragssystems für den Klimaschutz zu protestieren, das parallel zum Kyoto-Vertrag läuft. Hedegaard kritisierte, dass die Gruppe der afrikanischen Länder sich zunächst mit dem von ihr vorgebrachten Verfahrensvorschlag einverstanden erklärt und dann plötzlich die Gespräche unterbrochen habe.
Japan bemüht sich
Japan will einem Zeitungsbericht zufolge deshalb zehn Milliarden Dollar an Hilfen anbieten. Ministerpräsident Yukio Hatoyama werde die Summe am Freitag bei der Konferenz ankündigen, berichtete die japanische Tageszeitung "Shimbun". Demnach will die zweitgrößte Volkswirtschaft die Summe über drei Jahre hinweg bis 2012 zur Verfügung stellen, um den Entwicklungsländern bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels zu helfen. Bislang hat der fünftgrößte Treibhausgas-Emittent über drei Jahre hinweg 9,2 Milliarden Dollar angeboten.
Am Nachmittag sollten die formellen Beratungen der Umweltminister feierlich eröffnet werden. Der britische Premierminister Gordon Brown wurde am Abend erwartet, zwei Tage vor der Anreise der übrigen EU-Staats- und Regierungschefs. Zudem kommen auch unter anderem Großbritanniens Thronfolger Prinz Charles, Friedensnobelpreisträger Al Gore und der kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa