Tarifstreit beendet Klinik-Ärzte bekommen mehr Geld
09.06.2010, 11:18 UhrDie rund 55.000 Ärzte an den kommunalen Krankenhäusern in Deutschland sollen zwei Prozent mehr Gehalt bekommen. Die Erhöhung soll rückwirkend zum Mai für 20 Monate gelten.
Der monatelange Tarifstreit zwischen den Ärzten an den kommunalen Krankenhäusern und den Arbeitgebern ist beigelegt. Beide Seiten verständigten sich auf eine Gehaltssteigerung für die rund 55.000 Mediziner um zwei Prozent. Beschlossen wurde zudem eine Einmalzahlung von 400 Euro und eine bessere Vergütung von Bereitschaftsdiensten.
Nach mehr als drei Wochen sind die bundesweiten Streiks damit beendet. Von dem Arbeitskampf waren rund 220 Kliniken betroffen. Patienten mussten dadurch zum Teil lange Wartezeiten bei aufschiebbaren Behandlungen hinnehmen.
Die Gehaltserhöhung von zwei Prozent soll den Ärzten rückwirkend zum 1. Mai gewährt werden. Die Bezahlung von Bereitschaftsdiensten steigt je nach Einkommensklasse in unterschiedlichem Umfang: für normale Ärzte um zwölf Prozent, für Fachärzte um sieben Prozent, für Oberärzte um fünf Prozent und für Leitende Oberärzte um 4,7 Prozent. Für die Arbeit in den Nachtstunden soll es einen Zeitzuschlag von 15 Prozent auf das normale Bereitschaftsentgelt geben. Zudem wurden Regelungen vereinbart, damit junge Ärzte schneller als bisher in höhere Gehaltsstufen aufsteigen können. Der neue Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis zum 31. August 2011.
"An der Grenze des Zumutbaren"
Der Verhandlungsführer des Marburger Bundes, Lutz Hammerschlag, sprach von einem "ordentlichen Ergebnis in schwieriger Zeit". Bei der Bezahlung der Bereitschaftsdienste sei ein Strukturwandel eingeleitet worden. Gewerkschaftschef Rudolf Henke sagte, mit dem Abschluss werde der Arbeitsplatz Krankenhaus wieder attraktiver. Zugleich verteidigte er die zurückliegende Streikwelle. Ohne sie wäre das Ergebnis nicht erreichbar gewesen.
Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) sprach von einem Kraftakt. "Der Abschluss bringt uns an die Grenze des Zumutbaren", sagte Verhandlungsführer Lutz Finklenburg. Das Gesamtpaket sei für die Kliniken "gerade noch akzeptabel". In der Laufzeit von 20 Monaten koste der Abschluss die Krankenhäuser rund 140 Millionen Euro. Der Kompromiss steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der obersten Tarifgremien der Verhandlungsparteien. Die Tarifkommission des Marburger Bundes will am Samstag entscheiden.
Der Marburger Bund hatte für die Ärzte ursprünglich eine Gehaltssteigerung um durchschnittlich fünf Prozent gefordert. Die Verhandlungen mit der VKA waren im April nach fünf Verhandlungsrunden, die sich über Monate hinzogen, gescheitert.
Quelle: ntv.de, rts