Demonstrationsverbot im Iran Knauf zieht Drohung zurück
31.07.2009, 14:23 UhrDie Knauf Gips AG lenkt ein: Noch vor einer Woche hatte sie ihren Mitarbeitern mit sofortiger Entlassung gedroht, sollten sie bei einer Demonstration im Iran gefasst werden. Nun reagiert das deutsche Unternehmen auf die Berichterstattung über das "unglückliche Schreiben" und zieht die Drohung zurück.

Die Firma Knauf will politisch keine Stellung beziehen.
(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)
Aufregung um die Iphofener Firma Knauf Gips KG: Das Unternehmen hatte ihren Mitarbeitern im Iran jegliche Teilnahme an den Protesten gegen die umstrittenen Präsidentschaftswahlen untersagt. "Falls irgendeiner unserer Mitarbeiter bei Demonstrationen gegen die aktuelle Regierung gefasst werden sollte, wird er oder sie mit sofortiger Wirkung entlassen", heißt es in einem internen Schreiben, das n-tv.de vorliegt. Unterzeichnet ist das Papier mit Datum vom 21. Juli von Isabel Knauf, die Mitglied der Geschäftsführung des Unternehmens ist. Nun rudert die Firma zurück.
Es sei ein "unglückliches Schreiben", sagt Jörg Schanow auf Anfrage, der für das Auslandsgeschäft bei Knauf verantwortlich ist. In einer Pressemitteilung des geschäftsführenden Gesellschafter Manfred Grunke stellt die Knauf Gruppe zudem klar: "Selbstverständlich können unsere Mitarbeiter jederzeit an politischen Demonstrationen teilnehmen, ohne dass sie mit arbeitsrechtlichen Sanktionen rechnen müssen." Zu den Grundsätzen der Geschäftspolitik gehöre es, in allen Ländern politische Zurückhaltung zu üben.
Gegenüber n-tv.de kündigte Schanow zudem eine weitere Reaktion des Unternehmens nach genauerer Prüfung für Anfang nächster Woche an. Die genauen Hintergründe und der Anlass des Schreibens sind in der Unternehmenszentrale offenbar nocht nicht bekannt.
"Eine Bitte, kein Verbot"
Nach einem Bericht des "Wall Street Journal" war ein führender deutsch-iranischer Mitarbeiter von Knauf im Iran kürzlich bei einer Demonstration festgenommen worden. Die Behörden hätten seine Freilassung von einer klaren Anweisung der Firma gegen eine Beteiligung von Beschäftigten an regierungskritischen Aktionen abhängig gemacht.
Das Familienunternehmen Knauf ist über eine Holdinggesellschaft in der Türkei an "KnaufIran" beteiligt. Die Unternehmensgruppe gehört zu den führenden Baustoffherstellern weltweit mit 22.000 Mitarbeitern in über 40 Ländern und ist seit mehreren Jahrzehnten im Iran tätig. Wie in anderen Ländern auch, bitte das Unternehmen seine Mitarbeiter, sich nicht zum Schaden des Unternehmens politisch zu engagieren. "Das ist eine Bitte, kein Verbot", betont Schanow. Diese Bitte gelte insbesondere für Führungskräfte und Mitglieder des Vorstands, die eindeutig mit dem Namen Knauf verbunden seien.
Exil-Iraner drohen mit Boykott
Das Bekanntwerden des Demonstrationsverbots hat nach Informationen von n-tv.de zu heftigen Reaktionen von Exil-Iranern geführt, die Knauf zu einer Aufklärung drängen und sogar Boykottaufrufe starten wollen. Das möchte das Unternehmen unter allen Umständen verhindern.
Die Bundesregierung zeigt sich irritiert über das Demonstrationsverbot. Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte, es habe keine eigenen Erkenntnisse darüber. "Aber für den Fall, dass der Artikel zutrifft, würden wir es nicht begrüßen und nicht gutheißen", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes.
Auswärtiges Amt irritiert
Die Bundesregierung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel wie auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier haben in den vergangenen Wochen wiederholt die iranische Regierung für das gewaltsame Vorgehen gegen Demonstranten öffentlich kritisiert.
Die Proteste im Iran dauern trotz des massiven Vorgehens der Regierung seit der Präsidentenwahl vom 12. Juni an. Erst am Donnerstag war die Polizei mit Tränengas und Knüppeln gegen Tausende Iraner vorgegangen, die in Teheran der Opfer der jüngsten Proteste gegen die Regierung gedachten. Bei der Wahl wurde Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad zum Sieger erklärt. Die Opposition wirft der Führung Wahlbetrug vor.
Quelle: ntv.de