Politik

Klarer Sieg der Kongresspartei Koalitionspartner gesucht

Nach dem Erdrutschsieg der Kongresspartei in Indien hat die Suche nach Koalitionspartnern begonnen. Politiker der von Sonia Gandhi geführten indischen Traditionspartei kamen dafür am Sonntag in Neu Delhi zusammen. Nach Auszählung beinahe aller Stimmen gewann die Vereinte Fortschrittsallianz (UPA), an deren Spitze der Kongress steht, 262 Sitze. Das Bündnis schnitt deutlich besser ab als erwartet. Zwar fehlen der UPA zehn Sitze für die absolute Mehrheit, die notwendigen Unterstützer werden sich aber nach Einschätzung von Beobachtern schnell finden lassen. Der Nachrichtensender NDTV meldete, vermutlich werde die neue Regierung unter dem bisherigen und künftigen Premierminister Manmohan Singh am Mittwoch vereidigt.

Die hindu-nationalistische BJP versuchte am Sonntag erfolglos, ihren Spitzenkandidaten Lal Krishna Advani von seinem Rücktritt als Oppositionsführer abzubringen. "Er scheint sich entschieden zu haben", sagte BJP-Sprecher Balbir Punj. Die Nationale Demokratische Allianz unter Führung der BJP war auf 159 Sitze gekommen. Die "Dritte Front" aus kommunistischen und regionalen Parteien gewann 80 Sitze. Mit 205 Sitzen erzielte die Kongresspartei ihr bestes Ergebnis seit 1991. Am Sonntag waren alle bis auf zwei Wahlkreise ausgezählt, bei denen es nach Angaben der Wahlkommission zu technischen Problemen mit den elektronischen Wahlmaschinen gekommen war.

Kommunisten umworben

Führer der Kongresspartei hatten in den vergangenen Tagen immer wieder die kommunistische Partei umworben und auch den einflussreichen Regierungschef des Bundesstaats Bihar, Nitish Kumar, kontaktiert, der eigentlich mit der BJP verbündet ist. Die kommunistische Partei hatte im Juli 2008 die Regierungskoalition nach der Unterzeichnung eines Vertrags zur zivilen Nutzung von Atomenergie zwischen Indien und den USA verlassen.

Der Urnengang in der mit ihren knapp 1,2 Milliarden Bewohnern bevölkerungsreichsten Demokratie der Welt stellte Behörden und Sicherheitskräfte vor eine enorme Herausforderung. Daher war die Parlamentswahl aus logistischen und sicherheitstechnischen Gründen in fünf Etappen zwischen dem 16. April und dem 13. Mai abgehalten worden. Offiziellen Angaben zufolge beteiligten sich etwa 60 Prozent der 714 Millionen Wahlberechtigten an dem Urnengang - ein leichter Anstieg im Vergleich zu den Wahlen von 2004.

Indien benötigt gerade jetzt eine handlungsfähige und stabile Regierung: Die Wirtschaft befindet sich im Abschwung, in Nachbarstaaten wie Pakistan und Sri Lanka herrscht Bürgerkrieg, und das Land ist nach wie vor von den Attentaten von Mumbai traumatisiert, bei denen Ende November 174 Menschen getötet wurden.

Quelle: ntv.de, dpa, AFP

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