Dalai Lama in Deutschland Köhler hat keine Zeit
11.05.2008, 10:38 UhrNach Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) lehnt auch Bundespräsident Horst Köhler ein Treffen mit dem Dalai Lama bei dessen Deutschlandbesuch nächste Woche ab. Köhlers Sprecher Martin Koth sagte der "Bild am Sonntag": "Eine Begegnung mit dem Dalai Lama kommt aus terminlichen Gründen nicht zustande."
"Das ist Feigheit"
Der TV-Journalist Franz Alt, ein Vertrauter des Dalai Lama, hält dies für eine Ausrede. "Der Bundespräsident geht vor den Chinesen in die Knie. Das ist Feigheit", sagte Alt der "Bild am Sonntag". Er habe, so Alt, "kein Verständnis dafür, dass die chinesische Regierung mit Vertretern des Dalai Lama spricht, aber unsere Obrigkeit ablehnt, dies zu tun. Die Chinesen reagieren nur auf Druck".
Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth übte deswegen scharfe Kritik am Bundespräsidenten. "Es stünde Bundespräsident Köhler gut zu Gesicht, wenn er sich nicht wegducken, sondern Gastfreundschaft gegenüber dem Dalai Lama zeigen würde", sagte sie. Auch sei für sie völlig unverständlich, weshalb Kanzlerin Angela Merkel nicht dafür sorgen könne, "dass er von einem Mitglied der Bundesregierung empfangen wird".
Merkel ist im Ausland
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte den Dalai Lama bei seinem letzten Deutschlandbesuch empfangen und damit Verstimmungen im deutsch-chinesischen Verhältnis ausgelöst. Während des aktuellen Besuchs des Dalai in Deutschland ist Merkel in Lateinamerika unterwegs.
Führende Politiker der Union forderten Steinmeier zuletzt zu einem Treffen mit dem Dalai Lama auf. "Ich hätte mir mehr Courage von Steinmeier erwartet", sagte CSU-Chef Erwin Huber der "Welt am Sonntag". Hessens Ministerpräsident Roland Koch kritisierte, in China könne der Eindruck entstehen, die Menschenrechtsfrage sei doch nicht so ein zentrales Anliegen der Bundesregierung.
Steinmeier verteidigt
Für die SPD verteidigte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Walter Kolbow Steinmeier. Die Vorwürfe seien "politisch ungehörig und sachlich unredlich", erklärte er. Es sei Steinmeier gewesen, der nach der jüngsten Eskalation der Gewalt in Tibet bei seinem chinesischen Kollegen für einen Dialog geworben habe.
Quelle: ntv.de