Leipzig feiert Herbst '89 Köhler lobt und mahnt
09.10.2009, 14:45 Uhr
Leipzig, 1989
(Foto: AP)
Bundespräsident Horst Köhler hat 20 Jahre nach den friedlichen Montagsdemonstrationen in der DDR an die Menschen appelliert, sich aktiv an der Demokratie zu beteiligen. Es sei ein Vermächtnis des Wendeherbstes 1989, für "Verbesserungen selber aktiv einzutreten, statt nur herumzukritteln", sagte Köhler in Leipzig. In der DDR seien damals Millionen Menschen auf die Straße gegangen, weil sie in einer besseren Gesellschaft leben wollten. "Dieser Wunsch ist nicht erledigt, er muss überall in Deutschland wach bleiben und zum Guten wirken", sagte Köhler.
Köhler erinnerte an die besondere Bedeutung des 9. Oktober 1989 für die Wende in der DDR. Damals waren bei der Montagsdemonstration in Leipzig rund 70.000 Menschen auf die Straße gegangen und hatten den Sicherheitskräften die Stirn geboten. "Es war ein großer und ein glücklicher Tag in der deutschen Geschichte", betonte der Bundespräsident in seiner Rede bei dem Festakt, an dem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teilnahm.
"Demokratie ist verletzlich"
Zugleich warnte er vor einer aus seiner Sicht heute in Teilen der Gesellschaft verbreiteten "Ohne-mich-Mentalität". "Demokratie ist kostbar und verletzlich. Sie ist gefährdet und muss immer wieder aufs Neue gelernt und geübt werden." Auch dies sei eine Lehre des Wendeherbstes, betonte Köhler.
Köhler würdigte die Aufbauleistung der Ostdeutschen und die Solidarität der Westdeutschen. Es dürfe nicht verschwiegen werden, was es dringend zu verbessern gilt. Die Erfolge der Einheit sollten trotz mancher "deutsch-deutscher Dissonanzen" aber nicht kleingeredet werden. Um die Einheit sei es aber sehr viel besser bestellt, als manche Umfragen und Debatten vermuten ließen. Die Deutschen sollten "endlich aufhören, in Telefonumfragen übereinander zu nörgeln und stattdessen viel mehr zusammenkommen und miteinander reden", sagte Köhler.
Quelle: ntv.de, AFP