Politik

Mehr Jugendhilfe gefordert Köhler mit Herz für Kinder

Bundespräsident Horst Köhler hat die Gesellschaft dazu aufgefordert, ein freundlicheres und gerechteres Umfeld für Kinder und Jugendliche zu schaffen. "Wir brauchen einen neuen Aufbruch", sagte er zur Eröffnung des 13. Jugendhilfegipfels in Essen. "Wie es den jungen Menschen heute geht, entscheidet mit darüber, wie es morgen um unser Land bestellt sein wird", erklärte der Bundespräsident. Kein Kind dürfe verloren gegeben werden.

Unerlässlich sei es daher, ein zuverlässiges Netz aufzubauen, "das Kinder mit ihren Eltern trägt und sie im äußersten Fall auch vor ihren Eltern schützt". Zu einem solchen Netz gehörten aufmerksame Hebammen und Kinderärzte, engagierte Lehrer und Jugendhelfer, aber auch Nachbarn, die nicht wegschauten.

Kinderbetreuung ausbauen

Um jedem Kind gleich welcher Herkunft gerecht zu werden, forderte Köhler auch, den Ausbau von Kindertagesstätten und Krippen weiter entschlossen voranzutreiben. Parteiideologische Diskussionen seien an dieser Stelle fehl am Platze. "Was gut für die Kinder ist, muss gemacht werden." Dazu gehöre auch, die Schule nicht allein als Ort des Lernens zu betrachten. Neben ausreichenden und verpflichtenden Angeboten für gute und frühe Bildung müsse Kindern durch Kreativ- und Freizeitangebote auch Raum geboten werden, die Welt zu erfahren und mitzugestalten. Der Zusammenhang von Freizeitgestaltung und Bildung zur Persönlichkeit werde in Deutschland noch immer unterschätzt, kritisierte der Bundespräsident.

Vor allem Ganztagsschulen dürften daher keine einsamen Leuchttürme bleiben, forderte Köhler. Auch eine starke Jugendhilfe sei hier gefragt. Wer an Angeboten für Freizeit und Engagement spare, spare am falschen Ende.

Wirtschaft soll mehr Rücksicht auf Familien nehmen

Die Wirtschaft forderte der Bundespräsident in seiner Rede auf, mehr Rücksicht auf Familien zu nehmen. "Sie kann noch viel mehr dafür tun, dass Mütter und Väter das Familien- und das Berufsleben in Einklang bringen können". Die Gesellschaft sei hier aber auch insgesamt gefragt. "Dass Eltern in Deutschland sich oft allein und unverstanden, ja unter Druck fühlen, muss uns aufrütteln", sagte Köhler.

Noch immer hänge es in allererster Linie von der Lebenssituation der Eltern ab, wie Kinder aufwüchsen und wie ihr Familienalltag und ihr soziales Umfeld aussehen. In Deutschland gebe es offenbar zum Guten wie zum Schlechten einen geradezu eisernen Zusammenhang zwischen der Herkunft und der Zukunft von Kindern. "Und wie lange hält unsere Gesellschaft das noch aus, ehe der soziale Zusammenhalt zerreißt, weil die Lebenspfade der einen und der anderen nicht einmal mehr in Sichtweite voneinander verlaufen", so der Bundespräsident.

Die soziale Lage von Kindern und Jugendlichen ist Schwerpunktthema des 13. Kinder- und Jugendhilfetags. Bis Freitag werden über 40.000 Besucher auf dem Essener Messegelände erwartet. Fast 400 Verbände und Institutionen präsentieren sich unter dem Motto "Gerechtes Aufwachsen ermöglichen!". Und Fachleute beraten über Strategien gegen Kinderarmut, Vernachlässigung, Missbrauch oder das sogenannte Koma-Saufen.

Quelle: ntv.de

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