Politik

"Respekt und Wahrhaftigkeit" Köhler verteidigt Rücktritt

Köhlers letzter Streich: Der Bundespräsident beim Zapfenstreich.

Köhlers letzter Streich: Der Bundespräsident beim Zapfenstreich.

(Foto: dpa)

Köhler gets the Blues: Mit einem großen Zapfenstreich wird der zurückgetretene Bundespräsident zu seinem Abschied geehrt. Köhler scheidet sichtlich bewegt aus dem Amt, verteidigt seinen Rücktritt noch einmal: "Respekt und Wahrhaftigkeit sollen in der politischen Kultur unseres Landes einen festen Platz behalten."

Der scheidende Bundespräsident Horst Köhler hat bei seiner offiziellen Verabschiedung seinen überraschenden Rücktritt noch einmal verteidigt. "Ich habe die Entscheidung getroffen, die ich für richtig hielt und weiterhin halte", sagte er bei einem Empfang im Schloss Bellevue. "Zu den Gründen meines Rücktritts habe ich mich bereits öffentlich geäußert. Dem ist von mir nichts hinzuzufügen", sagte Köhler nach Angaben aus dem Präsidialamt und unterstrich weiter: "Respekt und Wahrhaftigkeit sollen in der politischen Kultur unseres Landes einen festen Platz behalten... Es war mir eine Ehre, Deutschland zu dienen." Für seine Worte erhielt er nach Angaben aus dem Präsidialamt lang anhaltenden Applaus.

Das Stabmusikkoprs spielte zwei Märsche und einen Blues für den zurückgetretenen Präsidenten.

Das Stabmusikkoprs spielte zwei Märsche und einen Blues für den zurückgetretenen Präsidenten.

(Foto: dpa)

Köhler wurde am Abend, gut zwei Wochen nach seinem plötzlichen Rücktritt, mit einem Großen Zapfenstreich geehrt. An der militärischen Zeremonie nahmen Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundestagspräsident Norbert Lammert sowie Vizekanzler Guido Westerwelle und Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg teil. Köhler zeigte sich beim Abschied sichtlich bewegt.

Außenminister Westerwelle und Kanzlerin Merkel erwiesen Köhler ebenfalls die Ehre.

Außenminister Westerwelle und Kanzlerin Merkel erwiesen Köhler ebenfalls die Ehre.

(Foto: dpa)

Mit dem Großen Zapfenstreich werden insbesondere Bundespräsidenten und Bundeskanzler aus dem Amt verabschiedet. Dazu marschierte die Ehrenformation der Bundeswehr auf. Die Zeremonie besteht aus dem "Locken" der Spielleute, dem Auftritt des Musikkorps und der berittenen Truppen, einem Gebet und dem Abspielen der Nationalhymne. Anschließend spielte das Stabmusikkorps der Bundeswehr mehrere Musikstücke. Köhler hatte sich dazu zwei Märsche sowie den "St. Louis Blues" gewünscht, einen Jazz-Klassiker, den der ehemalige Präsident des Internationalen Währungsfonds (IWF) möglicherweise in Erinnerung an seine Zeit in den USA wählte. Der 67-Jährige war Bundespräsident seit 2004.

Abschied im Schloss

Am Nachmittag hatte Köhler sich von seinen Mitarbeitern verabschiedet. Im Schloss Bellevue bedankte sich der 67-Jährige in einer kurzen Rede für "wunderbare Unterstützung in den vergangenen sechs Jahren". Man könne stolz sein auf die Arbeit des Präsidialamtes.

Von seinen Mitarbeitern im Schloss Bellevue hatte sich deas Ehepaar Köhler bereits verabschiedet.

Von seinen Mitarbeitern im Schloss Bellevue hatte sich deas Ehepaar Köhler bereits verabschiedet.

(Foto: dpa)

Wie alle anderen ehemaligen Staatsoberhäupter bekommt Köhler das gleiche Gehalt wie bisher als "Ehrensold". Derzeit sind dies 199 000 Euro pro Jahr. Zudem hat er das Recht auf ein eigenes Büro, einen Dienstwagen, einen Büroleiter und eine persönliche Sekretärin. Im Lauf des Monats soll Köhler auch aus seiner Dienstvilla in Berlin- Dahlem ausziehen. Noch nicht bekannt ist, ob er mit seiner Frau Eva Luise in der Hauptstadt bleiben will.

Böhrnsen dankt Köhler

Der Nachfolger wird am 30. Juni durch die Bundesversammlung gewählt. Schwarz-Gelb hat dafür den niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff aufgestellt. SPD und Grüne schicken den ehemaligen Stasi-Beauftragten Joachim Gauck ins Rennen. Für die Linkspartei kandidiert die Journalistin Luc Jochimsen. Die NPD hat den Liedermacher Frank Rennicke nominiert.

Köhler hatte am 31. Mai das höchste Staatsamt aufgegeben, vier Jahre vor dem regulären Ende seiner zweiten Amtszeit. Als Grund gab er Kritik an seinen Äußerungen zum Einsatz der Bundeswehr im Ausland an. Die Amtsgeschäfte führt derzeit kommissarisch der Bremer Regierungschef Jens Böhrnsen. Der SPD-Politiker ist derzeit Präsident des Bundesrats. Böhrnsen sagte zum Abschied Köhlers, dieser habe "wichtige Fragen gestellt und vieles infrage gestellt, was fragwürdig ist". Dafür seien ihm die Bürger dankbar.

Quelle: ntv.de, dpa

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