Politik

Ärzte bitter enttäuscht Kommunen bieten vier Prozent

Die Arbeitgeber bieten den 55.000 Ärzten an kommunalen Krankenhäusern eine Einkommenserhöhung zwischen vier und viereinhalb Prozent an. Die Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände legte damit in der vierten Verhandlungsrunde erstmals ein Angebot auf dem Tisch. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll zwei Jahre betragen. Im Gegenzug fordern die Arbeitgeber eine Verlängerung der Arbeitszeit um eineinhalb Stunden.

Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund lehnte das Angebot umgehend als "absolut enttäuschend und unbefriedigend" ab. Die Gewerkschaft verlangt für die Ärzte an den 700 kommunalen Kliniken durchschnittlich 10,2 Prozent mehr Einkommen und eine Angleichung der Ostgehälter an das Westniveau.

"Wir werden so etwas nie und nimmer akzeptieren", sagte der MB-Verhandlungsführer Lutz Hammerschlag. "Die Arbeitgeber wollen, dass die Ärzte die angebotene marginale Gehaltserhöhung mit einer Steigerung ihrer Arbeitszeit selbst finanzieren." Das Arbeitgeberangebot bedeute bei zwei Jahren Laufzeit eine durchschnittliche Gehaltserhöhung von unter zwei Prozent bei gleichzeitiger Steigerung der Wochenarbeitszeit um 3,75 Prozent. Damit werde der Stundenlohn des Klinikarztes abgesenkt.

Nicht das letzte Angebot

Weiter verhandelt werden soll am 3. und 4. April in Leipzig. Ob es bis dahin weitere Arbeitsniederlegungen geben wird, werde zunächst intern beraten, sagte Hammerschlag. Er gehe davon aus, dass dies nicht das letzte Angebot der Arbeitgeber sei.

Dem Angebot zufolge sollen die Mediziner ab Juli 2008 eine Stunde länger arbeiten, ab Januar 2009 soll die Arbeitszeit um eine weitere halbe Stunde verlängert werden. Zudem soll künftig ein Prozent ihres Verdienstes leistungsabhängig ausgezahlt werden.

Das Angebot orientiere sich am Arbeitgeberangebot für die Gehälter der Pflegekräfte, über die bei den Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst verhandelt wird, sagte VKA-Verhandlungsführer Joachim Finklenburg. "Die Gehälter von Ärzten und Pflegekräften sollen im Gleichklang steigen".

Frustriertes Personal

Die Verhandlungen in Wiesbaden wurden begleitet von bundesweiten Warnstreiks und einer Protestkundgebung vor dem Verhandlungshotel. Zu der Demonstration waren laut MB 1500 Mediziner aus ganz Deutschland angereist. Die Ärzte trugen Plakate mit Aufschriften wie "Sparzt", "Chirurgie, billig wie nie" oder "Vom Traum-Job zum Job-Trauma". Die geforderte Einkommenserhöhung sei "dringend notwendig", hieß es in einer Resolution: Immer mehr Mediziner wanderten ins Ausland ab und frustriertes Klinikpersonal könne Patienten nicht gut versorgen. Zudem würden die Kollegen in Universitäts-Kliniken oder Berufsgenossenschaftlichen Kliniken bereits die geforderten zehn Prozent mehr verdienen.

An den bundesweiten Warnstreiks beteiligten sich laut MB mehrere tausend Mediziner von mehr als 200 Kliniken. Eine Notversorgung der Patienten sei stets sichergestellt gewesen. Die betroffenen Krankenhäuser berichteten von geringen Auswirkungen, die Patienten hätten nur wenig davon mitbekommen. In Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz beteiligten sich insgesamt mehr als 600 Ärzte aus fast 40 Krankenhäusern. In Bayern waren etwa 500 Mediziner aus mindestens 16 Krankenhäusern dabei. In Hessen traten 350 Ärzte in 13 Kliniken in den Ausstand.

Quelle: ntv.de

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