Politik

Chaos und brennende Häuser Krawall zum NATO-Jubiläum

Schwere Krawalle haben in Straßburg den NATO-Gipfel überschattet. Militante Gegner des Verteidigungsbündnisses steckten nahe der französisch-deutschen Grenze ein Hotel, eine Apotheke und weitere Gebäude in Brand. Ob es dabei Verletzte gab, war unbekannt. Augenzeugen sahen aber keine Krankenwagen an den Brandstellen. Vermummte Demonstranten lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei. Nach Behördenangaben wurden mindestens zehn Demonstranten verletzt, es gab zahlreiche Festnahmen.

Insgesamt demonstrierten nach Polizeiangaben 16.000 Menschen in Kehl und Straßburg friedlich gegen den NATO-Gipfel. Die Zahl der gewaltbereiten Gipfel-Gegner lag demnach bei 1000.

Das zum Zeitpunkt der Krawalle offensichtlich unbewohnte Hotel der Ibis-Kette wurde durch das Feuer schwer beschädigt. Die Empfangsangestellte sagte, im Haus seien Journalisten und vier Polizeibeamte untergebracht gewesen. "Sie hatten schon ihre Koffer gepackt, weil sie am Abend abreisen wollten". Ein französischer Polizeibeamter, der das Hotel während der Löscharbeiten sicherte, sagte: "Das ist kein Zufall, dass die das Hotel in Brand gesteckt haben. Die dachten, dass hier Polizisten untergebracht sind." Offiziell wollten sich die Behörden nicht dazu äußern, ob im Gebäude Sicherheitskräfte untergebracht waren.

Randalierer steckten auch ein Touristen-Informationsbüro und ein altes Zollhaus an. Eine Tankstelle wurde verwüstet und geplündert. Die Polizei in Straßburg stellte laut Informationen aus französischen Sicherheitskreisen bei NATO-Gegnern Schusswaffen sicher.

Ungewöhnliche Nachbarschaftshilfe

Während der Attacken militanter Gipfel-Gegner retteten sich Straßburger Feuerwehrleute über den Rhein ins deutsche Kehl. Weil sie von gewalttätigen Demonstranten angegriffen wurden, flüchteten sie über die Europabrücke und suchten Schutz bei der deutschen Polizei. 25 Feuerwehrwagen aus Frankreich standen in Kehl, die Feuerwehrleute wurden von deutschen Helfern versorgt. Im Gegenzug ging die deutsche Polizei auf französisches Gebiet, schützte die Europabrücke und die deutsch-französische Grenze.

Friedliche Proteste auf deutscher Seite

Auf deutscher Seite protestierten mehr als 6000 Demonstranten friedlich gegen das in Straßburg tagende Militärbündnis. Der Protestzug in Kehl wollte ursprünglich zur zentralen Kundgebung in der elsässischen Metropole marschieren. Nach den Ausschreitungen an der Europabrücke in Straßburg stoppte die deutsche Polizei allerdings die Demonstration. Sie forderte die NATO-Gegner auf französischer Seite zur Ruhe auf.

NATO-Gegner wollten aufs "Familienfoto"


In der Mitte der benachbarten Fußgängerbrücke hatten die 28 Staats- und Regierungschefs der NATO-Länder am Vormittag mit einem feierlichen Handschlag die Rückkehr Frankreichs in die militärische Kommandostruktur des Bündnisses gefeiert. Die Polizei sperrte das Gelände am Ufer weiträumig ab.

Auf das "Familien-Foto" der NATO-Spitzen auf der Brücke wollten offensichtlich auch NATO-Gegner. Fünf Menschen waren mit einem Schlauchboot auf dem Rhein Richtung Brücke unterwegs. Zudem entdeckte die Polizei Frauen und Männer in Taucheranzügen. Einige Menschen schwammen durch den abgesperrten Rhein Richtung Brücke. Mehrere Menschen wurden vorläufig festgenommen, waren wenig später aber wieder auf freiem Fuß.

Randale auf französischer Seite


Auf französischer Seite hatten sich bereits am Morgen mehrere hundert NATO-Gegner schwere Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas, Gummigeschosse und Blendschockgranten ein. Demonstranten versuchten, Polizeibarrikaden aus dem Weg zu räumen.

An vielen Stellen blieb es aber auch ruhig. "Wir sind friedlich. Was seid Ihr?", riefen Demonstranten den Sicherheitskräften entgegen. Einige näherten sich Barrikaden immer wieder mit erhobenen Händen. Ein Organisator der Proteste bezeichnete die Gewalt als Konsequenz aus dem Vorgehen der Polizei. "Das war die Folge der Angriffe der Polizisten auf die Demonstranten", sagte Monty Schädel.

Quelle: ntv.de

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