Unsichtbare Protest-Schilder Kreative Demonstranten in Moskau verhaftet
08.04.2014, 17:51 UhrVor dem Kreml greifen Demonstranten auf eine russische Variante des Protestierens zurück: Sie recken unsichtbare Schilder in die Höhe. Die Polizei findet das überhaupt nicht lustig und greift durch.
In Russland können Demonstranten sogar dann verhaftet werden, wenn sie ihre Arme vor dem Roten Platz in die Höhe strecken und unsichtbare Protestschilder in Luft strecken. Auf einem von der oppositionellen Website grani.ru auf Youtube veröffentlichten Video ist zu sehen, wie einige Demonstranten auf dem Manegenplatz in unmittelbarer Nähe zum Kreml so tun, als hielten sie Schilder hoch. Darauf stehe "Freiheit für die Gefangenen des 6. Mai", zitiert die englischsprachige "Moscow News" eine Demonstrantin.
An diesem Tag waren im vergangenen Jahr sieben Menschen nach einem Protest gegen Wladimir Putin in Moskau verhaftet worden, an dessen Ende es zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen war. Sie wurden später zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
Nun forderte kleine Gruppe der Aktivisten auf dem Manegenplatz deren Freilassung. Einige hielten zunächst tatsächlich Schilder in den Händen und wurden daraufhin von Polizisten abgeführt. Daraufhin griffen die Verbliebenen auf eine in Russland in letzter Zeit häufiger angewandte Variante des Protests zurück: Absurdität. Dabei geht es um die Frage, ob die Polizei es in aller Öffentlichkeit wagt, Menschen wegen eigentlich harmloser und legaler Aktionen zu verhaften.
In Moskau bejahten die Beamten die Frage. Auch die restlichen der etwa zehn Demonstranten wurden verhaftet. Der Protest sei nicht genehmigt worden, hieß es zur Begründung.
Bekannt machte diese Art des Protests Roman Dobrochotow. Er hielt mit anderen Aktivisten 2009 im Zentrum Moskaus unbeschriebenes Papier in der Hand, während sein Mund mit Klebeband verschlossen war. Daraufhin wurde die Gruppe festgenommen. Im August vergangenen Jahres wurde er verhaftet, weil er am Rande einer Demonstration auf einer Gitarre spielte und dabei den Beatles-Klassiker "Yellow Submarine" sang. Er hatte die Polizisten vergeblich zu überzeugen versucht, dass er nur zur Demonstration gekommen sei, um Musik zu spielen.
Quelle: ntv.de, jga