Politik

Machtkampf im Irak Kurden erobern Ölfelder

Kurdische Einheiten im Irak.

Kurdische Einheiten im Irak.

(Foto: picture alliance / dpa)

Während islamistische Terroristen die Region in Angst und Schrecken versetzen, kocht im Irak ein alter Konflikt wieder hoch: Der Territorialstreit zwischen Kurden und Bagdad. Die Lage droht zu eskalieren, ein Zerfall des Irak wird immer wahrscheinlicher.

Im Machtkampf mit dem irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki greifen die Kurden nach dem Öl. Nach Angaben des Ölministeriums im Bagdad übernahm die kurdische Peschmerga-Armee die Kontrolle der wichtigen Anlagen auf den Feldern Bai Hassan und Kirkuk. Arabische Mitarbeiter seien durch kurdische ersetzt worden, heißt es.

Um die ölreichen Landstriche streiten sich die Zentralregierung und die kurdische Autonomieregion im Norden schon seit Jahren. In beiden Anlagen werden derzeit gut 400.000 Barrel Rohöl am Tag gefördert. Das Öl-Ministerium in Bagdad verurteilte die Übernahme der Felder und warnte Kurdistan in einer Mitteilung vor ernsten Folgen. Dieses "unverantwortliche Handeln" verstoße gegen die Verfassung, missachte die Regierung und bedrohe die nationale Einheit in einer Zeit, in der die Peschmerga die irakischen Sicherheitskräfte im Kampf gegen Terroristen unterstützen müsste.

Nach Angaben aus Bagdad wurden die Beschäftigten auf den Feldern von den kurdischen Streitkräften vertrieben. Ein Mitarbeiter der Nord-Ölgesellschaft (NOC) berichtete hingegen, die Arbeiter hätten die Wahl gehabt, zu bleiben oder zu gehen.

Wird der Irak zerfallen?

Nach dem Vormarsch der Terrormiliz Islamischer Staat (IS, vormals Isis) im Norden und Westen Iraks eskalierte auch ein seit Jahren schwelender Territorialstreit zwischen den Kurden und Bagdad.

Ministerpräsident al-Maliki wirft den Kurden nun vor, sie böten in ihren Autonomiegebieten den IS-Terroristen Unterschlupf. Die Autonomieregierung in Erbil reagierte mit Rücktrittsforderungen. Die fünf kurdischen Minister der Zentralregierung in Bagdad kündigten zudem an, aus Protest gegen die Vorwürfe die Kabinettssitzungen zu boykottieren. "Wir haben unsere Regierungsgeschäfte ausgesetzt", sagte Außenminister Hoschijar Sebari, der zur kurdischen Bevölkerung gehört.

IS-Milizen haben den Irak mit ihrem Vormarsch Anfang Juni in eine schwere Krise gestürzt. Kurdische, sunnitische aber auch schiitische Politiker werfen dem Regierungschef Al-Maliki vor, Sunniten diskriminiert und so den Vormarsch der Extremisten erst möglich gemacht zu haben. Der andauernde Machtkampf macht einen Zerfall des Iraks in drei Teile immer wahrscheinlicher. Die Kurden im Norden planen bereits ein Referendum über die Unabhängigkeit ihrer Autonomiegebiete.

Quelle: ntv.de, fma/dpa

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