Von wegen Frühjahrsbelebung Lahmer Arbeitsmarkt
27.07.2002, 11:05 UhrDie Zahl der Arbeitslosen ist im Mai ein wenig gesunken, doch die übliche Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt ist deutlich geringer ausgefallen als erwartet.
Bundesweit gab es 3.946.400 Arbeitslose. Das sind 77.600 weniger als vor einem Monat und 225.600 mehr als vor einem Jahr, erklärte die Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg. Die Arbeitslosenquote sank von 9,7 auf 9,5 Prozent. Trotz eines leichten Frühjahrsschwungs ist dies die höchste Mai-Arbeitslosigkeit seit drei Jahren.
In Westdeutschland zählten die Arbeitsämter 2.561.300 Stellenlose. Die Quote lag dort nun bei 7,6 Prozent. In Ostdeutschland waren 1.385.100 Menschen ohne Arbeitsplatz. Die Quote beträgt dort 17,7 Prozent.
Saisonbereinigt stieg die Arbeitslosigkeit unerwartet stark. Im Vergleich zum Vormonat nahm die um jahreszeitliche Einflüsse bereinigte Erwerbslosenzahl um 60.000 auf 4,042 Millionen zu, berichtete die Bundesanstalt. Damit wurde bei den saisonbereinigten Zahlen erstmals seit Ende 1999 wieder die Vier-Millionen-Marke überschritten.
Aufschwung lässt auf sich warten
Der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Florian Gerster, sagte bei der Bekanntgabe der Arbeitslosenzahlen, eine Besserung am Arbeitsmarkt werde voraussichtlich im vierten Quartal 2002 zu erwarten sein.
Die ungünstige Entwicklung im Mai führte Gerster unter anderem auf den Tarifkonflikt in der Baubranche und die vielen Feiertage zurück. Es gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass der Arbeitsmarkt auf einen ungünstigeren Entwicklungpfad eingeschwenkt sei, fügte Gerster hinzu.
Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt entspricht nicht den Erwartungen und Vorhersagen der Bundesregierung. Bundeskanzler Gerhard Schröder wie auch Arbeitsminister Walter Riester (beide SPD) hatten sich überzeugt geäußert, dass die unbereinigte Zahl deutlich unter vier Millionen sinken werde.
Schröder sah die deutsche Wirtschaft zuletzt auf dem "Wachstumspfad". Auf dem Binnenmarkt gebe es "deutlich sichtbarere Impulse", sagte er am Donnerstagabend auf dem Festakt zur Einführung des Vorstands der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main. Richtig sei allerdings auch, dass sich der Aufschwung noch nicht in erhofftem Maße auf dem Arbeitsmarkt niedergeschlagen habe. Riester hatte Mitte Mai gesagt, er erwarte "weit mehr als 100.000" weniger Arbeitslose.
Quelle: ntv.de