Nazi-Massaker in Italien Lebenslang für SS-Soldaten
13.01.2007, 19:50 UhrEin Militärgericht im norditalienischen La Spezia hat am Samstag zehn ehemalige SS-Soldaten zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Bei dem Prozess, der im vergangenen April begonnen hatte, ging es um das Nazi-Massaker von Marzabotto. Die Angeklagten wurden für schuldig befunden, im Herbst 1944 in dem Ort in der Emilia Romagna und den umliegenden Gemeinden mehr als 800 Menschen getötet zu haben, darunter zahlreiche Frauen und Kinder. Bei dem Vergeltungsschlag nach einem Partisanenangriff handelte es sich um eines der schlimmsten SS-Massaker auf italienischem Boden. Sieben weitere Angeklagte wurden freigesprochen, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa.
Die heute über 80-jährigen Deutschen wurden in Abwesenheit verurteilt und werden wahrscheinlich keine Haftstrafen antreten müssen. Das Gericht veranlasste auch eine Schadenersatzzahlung an die zahlreichen Zivilkläger in Höhe von 100 Millionen Euro. Der ehemalige SS-Obersturmbannführer Walter Reder hatte die Tötung der Zivilisten angeordnet und war dafür 1951 in Bologna zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Im Jahr 1985 wurde er aus der Haft entlassen. Er starb 1991 in Wien.
Der frühere Bundespräsident Johannes Rau hatte sich 2002 in Marzabotto für das Kriegsverbrechen entschuldigt. "Wenn ich an die Kinder und Mütter denke, an die Frauen und an die ganzen Familien, die an diesem Tag Opfer des Mordens geworden sind, dann ergreifen mich Trauer und Scham", sagte Rau.
Quelle: ntv.de