Politik

Heftige Proteste bei Trauerfeier für Priebke Leiche des NS-Verbrechers findet kein Grab

Priebkes letzte Reise könnte noch ein wenig dauern.

Priebkes letzte Reise könnte noch ein wenig dauern.

(Foto: AP)

Seit Tagen wird gestritten, was mit dem Leichnam des NS-Kriegsverbrechers Priebke geschehen soll. Dann ermöglichen ihm die Piusbrüder eine Trauerfeier in Rom. Sie wird von Demonstrationen und Gewalt überschattet.

Die Trauerfeier für den toten NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke im italienischen Albano Laziale südöstlich von Rom ist von massiven Protesten begleitet worden. Dutzende Demonstranten versuchten am Dienstag mit Fußtritten und Faustschlägen zu verhindern, dass der Sarg die Kapelle erreicht, wie italienische Medien berichteten. Sie riefen bei der Ankunft des Leichenwagens "Mörder" und "Henker". Nach tagelangem Streit um die Bestattung Priebkes hatte die erzkonservative Piusbruderschaft eine Trauerfeier für den im Alter von 100 Jahren in Italien gestorbenen NS-Verbrecher ermöglicht.

Die von der katholischen Kirche abgespaltenen Traditionalisten haben einen Sitz in Albano Laziale. Der Wagen mit dem Sarg Priebkes kam gegen 17.30 Uhr begleitet von sechs Polizeiwagen dort an. Zuvor hatte Bürgermeister Nicola Marini versucht, die Trauerfeier in seiner Gemeinde zu verhindern, der Präfekt von Rom hob seine Anordnung jedoch wieder auf. "Wir gehen hier auf zivile und demokratische Art und Weise auf die Straße, auch wenn ich betone, dass die Empfindungen der Stadt verletzt wurden", sagte Marini.

Bei den Protesten gegen die Trauerfeier.

Bei den Protesten gegen die Trauerfeier.

(Foto: dpa)

Vor der Kapelle trafen Gegner der Trauerfeier und Neofaschisten aufeinander, Polizisten trennten die beiden Gruppen. Mehrmals mussten die Ordnungskräfte eingreifen, unter anderem als Demonstranten einen ankommenden Priester bedrängten. Priebkes Anwalt kündigte eine kleine Trauerfeier für Freunde und Verwandte hinter verschlossenen Türen an. Anschließend sollte der Leichnam des Kriegsverbrechers zurück nach Rom gebracht und dort eingeäschert werden.

Keine Begräbnisfeier, keine Beerdigung

Roms Polizeipräsidium hatte am Montag aus Gründen der Sicherheit und Ordnung jede öffentliche Begräbnisfeier mit dem Transport des Sarges sowie Kundgebungen für Priebke untersagt. Das Verbot gilt auch für das Umland. Die Behörden befürchteten den Aufmarsch von Neofaschisten bei einem öffentlichen Gedenken. Roms Vikariat hatte ein kirchliches Begräbnis des ehemaligen SS-Offiziers abgelehnt.

Priebke wollte nach Angaben seines Anwalts in Argentinien neben seiner Ehefrau beigesetzt werden. Das südamerikanische Land, wo Priebke bis 1994 unbescholten unter seinem echten Namen gelebt hatte, wies das Ansinnen jedoch zurück.

Auch die Stadt Hennigsdorf in Brandenburg will die Leiche nicht. Die Kommune sieht "keine Grundlage für eine Bestattung des NS-Kriegsverbrechers" auf ihrem Friedhof. Die Stadtverwaltung verwies auf die kommunale Friedhofsordnung, wonach dort nur Einwohner der Stadt ein Recht auf Bestattung haben. Ausnahmen seien bei Familiengräbern möglich. Zudem will die Stadt keinen Wallfahrtsort für Neonazis. Priebke wurde in Hennigsdorf nordwestlich von Berlin geboren. Die Familie hat dort aber kein Grab.

Wo Priebke beerdigt wird, ist weiter offen. Jüdische Gruppen und Verwandte seiner Opfer forderten, den Leichnam Priebkes einzuäschern und die Asche zu zerstreuen, damit keine Spur des Kriegsverbrechers zurückbleibt.

Priebke lebte in Rom unter Hausarrest. Er war im März 1944 an Erschießungen von 335 Zivilisten in der Nähe von Rom beteiligt. Die Hinrichtungen waren eines der schwersten Nazi-Massaker während des Zweiten Weltkriegs in Italien. Unter den Opfern waren 75 Juden.

Quelle: ntv.de, dpa

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