Verweste Körper im Jemen Leichen sind nicht Deutsche
15.03.2010, 17:24 UhrIn der jemenitischen Wüste werden fünf verkohlte Leichen gefunden. Es handelt sich vermutlich um somalische Flüchtlinge. Doch seit Juni 2009 wird auch eine deutsche Familie in dem Gebiet vermisst.

Das Schicksal der im Jemen entführten Deutschen ist völlig unklar.
(Foto: AP)
Befürchtungen über den Tod der im Nordjemen entführten deutschen Familie haben sich nicht bestätigt: Bei fünf in der Region gefundenen Leichen handele es sich "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" nicht um die deutschen Geiseln, teilte Bundesaußenminister Guido Westerwelle mit.
Auch das jemenitische Innenministerium teilte inzwischen mit, die Toten seien zwar noch nicht identifiziert. Es sei aber nun klar, dass es nicht die vermissten Geiseln sind. "Wir hoffen immer noch, dass wir diese lebend finden werden", hieß es in einer Erklärung des Ministeriums in Sanaa.
"Die Bundesregierung wird wie bisher alles daran setzen, damit unsere deutschen Landsleute, die als Geiseln festgehalten werden, frei kommen", erklärte Westerwelle. Im Nordosten des arabischen Landes waren fünf stark verweste Leichen gefunden worden. Die sterblichen Überreste wurden per Hubschrauber in die Hauptstadt Sanaa geflogen, um mit einem DNA-Test Klarheit über die Identität der Toten zu schaffen.
Auf der Internetseite des Verteidigungsministeriums teilte der Gouverneur der Provinz El Dschauf, Hussein Haseb, mit, bei den Leichen handele es sich wahrscheinlich um Somalier. Unter den Toten seien auch eine Frau und ein Kind.
Keine Spur seit Entführung
Mitte Juni war eine fünfköpfige Familie aus Sachsen gemeinsam mit einem britischen Ingenieur, zwei deutschen Pflegehelferinnen und einer südkoreanischen Lehrerin im Norden des Landes verschleppt worden. Die beiden Helferinnen und die Südkoreanerin wurden wenige Tage darauf tot aufgefunden. Die Entführung soll zwischen schiitischen Rebellen und dem Terrornetzwerk Al-Kaida abgestimmt worden sein.
Im Januar hatte die Regierung in Sanaa erklärt, die noch lebenden Geiseln befänden sich in Saada. Nach Angaben von Außenminister Abu Bakr el Kurbi wurde über ihre Freilassung verhandelt. Im Gegenzug sollten mehrere Häftlinge freigelassen werden, die von der Regierung in Sanaa dem Umfeld von Al-Kaida zugerechnet werden.
Durch das Gebiet, in dem nun die fünf Leichen gefunden wurden, ziehen häufig Flüchtlinge. Die meisten dieser Flüchtlinge kommen mit Booten aus Somalia in den Jemen, um sich anschließend von Menschenschmugglern über die Grenze nach Saudi-Arabien bringen zu lassen, wo sie hoffen, Arbeit zu finden.
Kampf gegen Al-Kaida
Das jemenitische Militär tötete in der Nacht zum Montag bei einem Luftangriff einen hochrangigen Anführer des Al-Kaida-Netzwerks von Osama bin Laden. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen in Sanaa kam Dschamil Nasser Abdallah el Anbari in der Provinz Abjan ums Leben, als Kampfflugzeuge eine "Terrorzelle" in der Region Mudia 480 Kilometer südöstlich der Hauptstadt angriffen. Anbari ist demnach Al-Kaida-Chef von Abjan. Laut Verteidigungsministerium wurde dabei noch ein weiteres hochrangiges Al-Kaida-Mitglied getötet, dessen Identität nicht bekannt gegeben wurde.
Die jemenitischen Behörden gehen seit Ende Dezember verstärkt gegen den örtlichen Ableger von Al-Kaida vor. Zuvor war offenbar geworden, dass der verhinderte Attentäter auf ein US-Passagierflugzeug an Weihnachten in dem Land an der Südspitze der arabischen Halbinsel ausgebildet wurde.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa