Umstrittenes Todesurteil in Virginia Lewis stirbt durch Giftspritze
24.09.2010, 06:31 UhrExperten bescheinigen Teresa Lewis den Geisteszustand einer 13-Jährigen. Für ihren Richter hingegen war sie eine kaltblütige Mörderin. Trotz weltweiter Empörung wird die 41-jährige Mutter und Großmutter in den USA hingerichtet.

Teresa Lewis ist tot.
Erstmals seit fast hundert Jahren ist im US-Bundesstaat Virginia wieder eine Frau hingerichtet worden. Die wegen eines Doppelmordes verurteilte Teresa Lewis wurde durch eine Giftspritze getötet, wie ein Sprecher des Greensville-Gefängnisses mitteilte. Gegner der Todesstrafe hatten vergeblich eine Begnadigung der geistig zurückgebliebenen 41-Jährigen gefordert.
Lewis hatte gestanden, im Jahr 2002 zwei 19 und 22 Jahre alte Männer damit beauftragt zu haben, ihren Mann und ihren Stiefsohn umzubringen, um an deren Lebensversicherung zu gelangen. Die Täter, der ältere davon der Liebhaber von Lewis, wurden zu lebenslanger Haft verurteilt. Ihr Liebhaber brachte sich 2006 in Haft um, kurz zuvor gestand er in einem Schreiben, Lewis zu der Tat angestiftet zu haben.
Die Hinrichtung war besonders umstritten, da der Intelligenzquotient der 41-Jährigen nur knapp über dem Wert lag, ab dem Straftäter als geistig behindert gelten und nicht hingerichtet werden dürfen. Vergeblich hatten die Verteidiger der Frau geltend gemacht, dass Lewis geistig gar nicht in der Lage sei, ein solches Verbrechen zu planen. Dennoch bestätigte der US-Supreme Court am Dienstag das Todesurteil, noch am selben Tag lehnte der konservative Gouverneur von Virginia, Bob McDonnell, ein Gnadengesuch erneut ab.
Erster körperlicher Kontakt seit 8 Jahren
Lewis' 20-jähriger Sohn Billy Bean durfte kurz vor der Hinrichtung nochmals seine Mutter besuchen. Zum ersten Mal seit ihrer Festnahme hätten sich die beiden berühren dürfen, sagte Jack Payden-Travers von der Nationalen Koalition gegen die Todesstrafe. Die letzten Worte der 41-Jährigen galten aber ihrer Stieftochter Kathy: "Ich will, dass Kathy weiß, dass ich sie liebe und es mir sehr leid tut", sagte sie nach Angaben der Justizbehörden.
"Legaler Lynchmord"
Vor dem Greensville-Gefängnis demonstrierten rund 30 Menschen gegen die Todesstrafe und beteten für Lewis. Payden-Travers sprach nach der Hinrichtung von einem "legalem Lynchmord", sein Mitstreiter James Rocap bezeichnete den Fall als "Paradebeispiel für den Bankrott des Systems".
Lewis war die erste Frau seit 1912, die in Virginia hingerichtet wurde. Virginia ist nach Texas der US-Bundesstaat, in dem die Todesstrafe seit ihrer Wiedereinführung in den USA im Jahr 1976 am häufigsten vollstreckt wurde. Seit 1976 wurden in den USA zwölf Frauen und 1200 Männer hingerichtet.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa