Zeichen für Klimaschutz "Licht aus!"
08.12.2007, 17:58 UhrMit Demonstrationen und der Klimaschutz-Aktion "Licht aus!" haben zahllose besorgte Menschen ein deutliches Zeichen an die Weltklimakonferenz auf der indonesischen Insel Bali gesandt. Entgegen der Befürchtung von Energie-Experten führte das massenhafte Lichtausschalten in Deutschland, Österreich und der Schweiz am Abend nicht zu Überlastungen des Stromnetzes. "Es hat bundesweit keinerlei Unregelmäßigkeiten gegeben", sagte ein Sprecher des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft nach der von Medien und Umweltschützern initiierten 20-Uhr-Aktion. Das Brandenburger Tor oder der Kölner Dom lagen beispielsweise für fünf Minuten symbolisch im Dunkeln.
Während sich tagsüber am "Weltklimatag" in Berlin nach Veranstalterangaben rund 5000 Umweltschützer vor dem Brandenburger Tor versammelten, protestierten in Grevenbroich-Neurath bei Düsseldorf 3000 Menschen gegen den Bau von Braunkohlekraftwerken. Mit Blick auf die Bali-Konferenz hatten mehr als 40 deutsche Organisationen zur Teilnahme an dem weltweiten Aktionstag aufgerufen. In mehr als 80 Ländern waren Aktionen geplant. So kamen beispielsweise in griechischen Städten mehrere tausend Menschen zusammen - allein in Athen versammelten sich rund 3000 Klimaschutz- Aktivisten unter dem Motto "Rettet unsere Welt - jetzt!".
SPD-Chef Kurt Beck begrüßte die Aktionen. "Dass sich viele Bürger engagieren, ist ein Garant dafür, dass sich beim Klimaschutz etwas bewegt", erklärte er am Samstag in Berlin. Durch ihre Teilnahme am Klimaaktionstag setzten die Menschen ein wichtiges Zeichen. Auch die Grünen-Fraktionschefin im Bundestag, Renate Künast, zeigte sich beeindruckt von der großen Zahl der Demonstranten. "Dieser Druck von unten" sei notwendig, sagte sie. "Das ist der Beginn einer neuen sozialen Bewegung."
Die abendliche Aktion "Licht aus!" wurde von Prominenten wie dem Sänger Roger Cicero oder Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek- Zeul (SPD) unterstützt. Aus Sicht von Klimaforschern hatte die Aktion jedoch lediglich symbolischen Wert. Auch Verbände wie der Naturschutzbund NABU kritisierten, die "Licht aus!"-Aktion gehe nicht weit genug. Sie riefen die Bürger dazu auf, zusätzlich Energiesparlampen zu verwenden und zu Ökostrom-Anbietern zu wechseln.
Experten äußerten vorher die Befürchtung, dass ein schlagartiges Aus- und Einschalten durch viele Haushalte das Stromnetz zusammenbrechen lassen und so einen europaweiten Stromausfall auslösen könnte. "Das Sicherheitskonzept ging auf. Durch entsprechenden Einsatz von Regelenergie ist es gelungen, die Frequenz weitgehend stabil zu halten", gab der Sprecher der RWE Transportnetz Strom GmbH (Dortmund), Marian Rappl, hinterher Entwarnung. Nachdem sich die Netzbetreiber auf die Situation vorbereitet hätten, sei die Aktion ohne großen Aufwand beherrscht worden.
Der Sprecher der E.ON Energie AG (München), Josef Nelles, bestätigte: "Keine Probleme." Auch nach Angaben der Energie Baden- Württemberg (EnBW) gab es keine Schwierigkeiten bei der Stromversorgung. Die Schwankungen konnten auch im Nachbarland problemlos ausgeglichen werden, sagte Monika Walser, Sprecherin der Schweizer Netzbetreibergesellschaft Swissgrid, der Nachrichtenagentur SDA. An der Aktion teilgenommen hatten unter anderem die Städte Zürich, Bern, Winterthur, Chur und Thun. Auch zahlreiche Schweizer Unternehmen wie etwa Banken, Pharmakonzerne oder Hotels hatten Abschaltungen angekündigt.
Rund um den Kölner Dom versammelten sich mehrere Dutzend Menschen bei Regen und stürmischem Wind, um das Bauwerk für fünf Minuten im Dunkel verschwinden zu sehen. Als das Licht ausging, gab es Applaus. Extra dafür gekommen war auch Axel Schlieter, der jedoch mahnte: "Man muss aufpassen, dass das nicht nur ein Event bleibt."
Quelle: ntv.de