Arafat bereist Westjordanland Likud gegen Palästinenserstaat
13.05.2002, 00:00 UhrErstmals seit der Aufhebung seines Hausarrestes hat Palästinenserführer Jassir Arafat seinen Amtssitz in Ramallah verlassen, um mehrere Städte im Westjordanland zu besuchen.
Zunächst unternahm er einen Abstecher zur Geburtskirche in Bethlehem, in der sich militante Palästinenser zuvor wochenlang verschanzt hatten. Danach machte er sich in Dschenin ein Bild von der Zerstörung während der jüngsten Offensive Israels. Außerdem besuchte er Nablus. Die drei Städte waren in den vergangenen Wochen Brennpunkte der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern. Arafat wurde gestattet, die Reise in einem jordanischen Hubschrauber zu unternehmen.
Arafat akzeptiert Staat Israel
Zuvor hatte Arafat in einem Interview mit dem n-tv-Partnersender CNN erklärt, er sei bereit, Israel als Staat zu akzeptieren. "Wir hoffen, dass wir diesen unabhängigen palästinensischen Staat Seite an Seite mit einem israelisch-jüdischen Staat haben werden", sagte Arafat. Der Palästinenser-Präsident betonte, er würde sein Bestes tun, um den Terrorismus zu bekämpfen. Er habe versucht, herauszufinden, wer für eine Zahl von Selbstmordanschlägen verantwortlich gewesen sei.
Likud gegen Staat Palästina
Die Likud-Partei des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon hat indes jede Zustimmung zu einem unabhängigen Palästinenser-Staat ausgeschlossen und damit ihrem Parteichef eine herbe politische Niederlage zugefügt. Die Partei stimmte am Sonntag für eine Resolution des ehemaligen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und gegen einen Vorschlag von Scharon.
Scharon hatte auf dem Parteitag in Jerusalem angeregt, die Zustimmung zu einer Staatsgründung von einem Ende der Übergriffe militanter Palästinenser sowie politischen Reformen abhängig zu machen. Der Ministerpräsident und Likud-Führer hat sich wiederholt für einen eigenen Palästinenser-Staat ausgesprochen, der nach Friedensverhandlungen entstehen soll.
Netanjahu, der als innerparteilicher Rivale Scharons gilt, hatte die Ansicht vertreten, ein palästinensischer Staat mit oder ohne Präsident Arafat würde Israel bedrohen. Entschieden wandte sich der frühere Ministerpräsident gegen die Bereitschaft Scharons, den Plan für eine internationale Friedenskonferenz zu akzeptieren. Beobachter rechnen damit, dass Netanjahu Scharon die Parteiführung vor den Wahlen kommendes Jahr streitig machen will.
Angriff auf palästinensischen Minister
Maskierte Männer haben den palästinensischen Minister Hassan Asfur angegriffen, der nach Angaben der Palästinenser verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. Fünf Maskierte hätten Asfur angegriffen, als dieser in Ramallah aus seinem Auto gestiegen sei, sagte der Berater von Palästinenserchef Arafat, Ahmed Abdel-Rahman der Nachrichtenagentur Reuters. Nach den Männern werde gefahndet. Krankenhausangaben zufolge erlitt Asfur u.a. einen Bein- und Handgelenksbruch. Asfur war früherer Unterhändler bei den Friedensverhandlungen mit Israel.
Tote bei Zwischenfällen im Westjordanland
Bei neuen gewalttätigen Zwischenfällen im Westjordanland kamen unterdessen zwei Montag zwei Palästinenser ums Leben. Einer von ihnen starb durch Schüsse, nachdem er gemeinsam mit einem Komplizen einen Militärbus im Jordantal angegriffen hatte. Ein zweiter wurde an einer Straßensperre nördlich von Bethlehem erschossen, nachdem er das Feuer eröffnet und einen israelischen Grenzposten leicht verletzt hatte.
Quelle: ntv.de