Politik

Showdown am Dienstag Linke taumelt, Lafo schweigt

Seit Monaten diskutiert die Linke über ihre Führung. Nach den Wahldebakeln in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen soll nun eine Entscheidung fallen. Die Schlüsselfigur Lafontaine zögert aber weiter. Am Dienstag will er sich erklären.

Traumpaar der Linken? Gemeinsam würden Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine die Partei nicht führen.

Traumpaar der Linken? Gemeinsam würden Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine die Partei nicht führen.

(Foto: dpa)

Auch nach dem Wahldesaster der Linken in Nordrhein-Westfalen bleibt zunächst völlig offen, wer die Bundespartei künftig führen wird. Knapp drei Wochen vor der Neuwahl des Vorstands bekräftigte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Dietmar Bartsch am Sonntagabend seine Kandidatur für einen der beiden Chefposten.

Der derzeitige Vorsitzende Klaus Ernst und der Ex-Vorsitzende Oskar Lafontaine zögerten jedoch weiter. Der 69-jährige Lafontaine, der als Schlüsselfigur in dem Postengeschacher gilt, will am Dienstag an einer Sitzung des geschäftsführenden Bundesvorstands mit den Landesvorsitzenden teilnehmen und dann seine Karten auf den Tisch legen. Lafontaine gilt als Zugpferd - offen ist aber, ob es ihm gelingen würde, die zerstrittene Partei zu einen. Vor allem unter den ostdeutschen Pragmatikern gibt es viele, die seinen Kurs ablehnen.

"Schüsse aufs eigene Tor"

Die Linke scheiterte in Nordrhein-Westfalen wie in der Vorwoche in Schleswig-Holstein an der 5-Prozent-Hürde. Ernst machte "Schüsse aufs eigene Tor" und die Medienberichterstattung dafür verantwortlich. Der Parteivorsitzende betonte, dass er sich in den anstehenden Gremiensitzungen für eine "kooperative Führung" einsetzen werde. Seine eigene Entscheidung werde sich daran orientieren, ob er dabei eine Rolle spielen kann. "Einzelaktionen in diesem Zusammenhang halte ich nicht für hilfreich", sagte Ernst.

Bartsch, der seinen Hut schon im vergangenen November in den Ring geworfen hatte, bekräftigte dagegen: "Meine Kandidatur steht." Das Wahlergebnis in NRW bezeichnete er als "schwere Niederlage für die Linke". Es sei für die Partei nun noch schwerer geworden. Spekulationen über einen Rückzug aus dem Westen trat Bartsch aber entgegen. "Die Linke als gesamtdeutsche Partei ist alternativlos."

Steigt Wagenknecht in den Ring?

Ähnlich äußerte sich die stellvertretende Parteivorsitzende Sahra Wagenknecht. "Alle, die jetzt anfangen, das Totenglöckchen der Linken zu läuten, haben sich zu früh gefreut", sagte die Lebensgefährtin von Oskar Lafontaine. Sie gilt ebenfalls als mögliche Parteichefin - nicht zusammen mit Lafontaine, sondern mit Fraktionsvize Bartsch. Über Ambitionen Lafontaines äußerte Wagenknecht sich am Wahlabend nicht.

Die Parteiführung hatte in den vergangenen Wochen versucht, die Personaldebatte zu unterbinden, um bei den Wahlen bessere Erfolgschancen zu haben. Die Strategie war innerparteilich höchst umstritten. Am 2. und 3. Juni wird auf einem Parteitag in Göttingen eine neue Doppelspitze aus einem Mann und einer Frau gewählt.

Bartsch ist bisher der einzige Kandidat. Die bisherige Vorsitzende neben Ernst, Gesine Lötzsch, war vor wenigen Wochen aus privaten Gründen zurückgetreten. Welche Frau für sie in die Doppelspitze aufrücken wird, ist ebenfalls noch völlig offen.

Die nordrhein-westfälische Linken Spitzenkandidatin Katharina Schwabedissen zeigte sich sehr enttäuscht über den Ausgang der Wahl. Manche Wähler "hatten offensichtlich Angst, dass es nicht reicht für Rot-Grün", sagte Schwabedissen n-tv.de. "Wir hätten mit mehr gerechnet. Aber wir machen auch außerhalb des Parlaments weiter." In der kommenden Woche fänden in Frankfurt Banken-Proteste statt. "Da werden wir aktiv sein."

Quelle: ntv.de, hvo/dpa

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