Machtwechsel in Litauen Linksparteien liegen vorn
15.10.2012, 02:07 UhrMachtwechsel im Baltikum: Bei den Parlamentswahlen in Litauen zeichnet sich ersten Umfragen zufolge ein Sieg der Linksparteien ab. Die konservative Regierungspartei muss mit einer Niederlage rechnen.
Bei der ersten Runde der Parlamentswahlen im EU-Mitgliedsland Litauen zeichnet sich ein Sieg der oppositionellen Linksparteien ab. Eine Wählerbefragung direkt nach der Stimmabgabe ergab, dass die linkspopulistische Arbeitspartei mit 19,8 Prozent größte Partei im neuen Parlament in Vilnius wird, wie die Agentur BNS meldete. Die vor den Wahlen favorisierten Sozialdemokraten kämen demnach als zweitstärkste Kraft auf 17,8 Prozent - noch vor der Partei des konservativen Ministerpräsidenten Andrius Kubilius. Erste Auszählungen bestätigten am späten Abend den Umfragetrend.
Viktor Uspaskich, Vorsitzender der Arbeitspartei, gab sich nach Schließung der Wahllokale zunächst zurückhaltend. "Es gibt keine klar vorne liegende Partei. Es besteht die Chance und Möglichkeit, dass wir mit mindestens drei Parteien eine Mehrheit erzielen können", sagte er. Kubilius äußerte sich in der Wahlnacht zuversichtlich, noch aufholen zu können. "Die zweite Wahlrunde könnte relativ erfolgreich verlaufen. Ich hoffe, dass auf diese Weise die Kontinuität der bisher geleisteten Arbeit der Koalition gewährleistet wird", sagte der konservative Regierungschef.
Sozialdemokraten wollen Premier stellen
Der sozialdemokratische Oppositionsführer Algirdas Butkevicius ging davon aus, dass der Posten des Regierungschefs seiner Partei zufällt. "Wir werden wahrscheinlich Verhandlungen mit den gegenwärtigen Oppositionsparteien aufnehmen", sagte er.
Auf Kubilius' Vaterlandsunion entfallen der Umfrage zufolge 16,7 Prozent. Erste offizielle Ergebnisse werden für Montag erwartet. Mit der neugegründeten Partei Weg des Mutes und der Partei Für Ordnung und Gerechtigkeit schafften noch zwei weitere Parteien der Wählerbefragung zufolge den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde. Die Wahlbeteiligung betrug nach Angaben der Wahlkommission mehr als 50 Prozent - deutlich mehr als bei den vergangenen Wahlen.
Für die 2,6 Millionen Stimmberechtigten in dem baltischen Land war es der erste von zwei Wahlgängen. Die Wähler entschieden zunächst über 70 Sitze nach dem Verhältniswahlrecht. In zwei Wochen werden sie dann über 71 Direktmandate abstimmen. Zur Wahl traten 17 Parteien, ein Wahlbündnis sowie mehrere unabhängige Kandidaten an. Zeitgleich mit den Parlamentswahlen fand eine nicht bindende Volksabstimmung über den Bau eines neuen Atomkraftwerks statt.
Quelle: ntv.de, dpa