Reaktion auf Grimm-Vorschlag Linnemann: "Man kann nicht pauschal das Rentenalter erhöhen"
14.08.2023, 02:07 Uhr Artikel anhören
Auch Linnemann sieht grundsätzlich die Notwendigkeit längerer Lebensarbeitszeiten.
(Foto: IMAGO/dts Nachrichtenagentur)
Die Wirtschaftsweise Grimm spricht sich dafür aus, das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung zu koppeln. Die Forderung dürfte sich auch im künftigen Grundsatzprogramm der CDU wiederfinden. Generalsekretär Linnemann kann sich nun aber nicht mehr uneingeschränkt dafür begeistern.
Führende Politiker von CDU und FDP haben zurückhaltend auf den Vorschlag der Wirtschaftsweisen Veronika Grimm reagiert, das gesetzliche Renteneintrittsalter weiter zu erhöhen. "Die Politik braucht den Mut zu differenzierten Lösungen. Man kann nicht pauschal das Rentenalter erhöhen", sagte CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Es gibt Menschen, die bei steigender Lebenserwartung länger arbeiten können. Es gibt aber auch sehr viele, die schon mit 60 aus körperlichen Gründen nicht mehr können - ob etwa in der Pflege oder im Handwerk".
Grimm hatte sich dafür ausgesprochen, das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung zu koppeln. "Nimmt die Lebenserwartung um ein Jahr zu, so würden zwei Drittel des zusätzlichen Jahres der Erwerbsarbeit zugeschlagen und ein Drittel dem Ruhestand", erklärte sie die mögliche Formel den Funke-Zeitungen. Bei gesundheitlichen Beeinträchtigungen solle es Ausnahmen geben.
Grimms Empfehlung ist der Union nicht fremd, sie deckt sich mit einem vorläufigen Konzept der CDU-Fachkommission "Soziale Sicherung", das sich Ende des Jahres im Grundsatzprogramm der Partei wiederfinden dürfte. Konkret soll sich demnach ab 2031 die Regelaltersgrenze für jedes gewonnene Lebensjahr um vier Monate erhöhen. Als Linnemann - damals noch in seiner Funktion als stellvertretender Parteivorsitzender - Ende Mai bei Markus Lanz im ZDF zu Gast war, verteidigte er die Pläne: "Es macht Sinn, dass wir länger arbeiten, wenn wir immer älter werden", sagte er damals. Mehrheitsfähig seien solche Vorhaben aber nur, wenn gleichzeitig mehr für jene getan werde, die gar nicht bis 67 arbeiten könnten.
FDP fordert langfristige Planbarkeit
Die Regelaltersgrenze von 67 gilt nach der aktuellen Regelung für alle, die 1964 und später geboren wurden. Der arbeitsmarktpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Pascal Kober, steht einer Anhebung nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber. Die Erhöhung des Renteneintrittsalters komme aber allenfalls mit längeren Übergangsfristen in Betracht, "denn Menschen planen ihre Rentenphase langfristig. Politik muss langfristigen Lebensplanungen gegenüber verlässlich sein", sagte er den Funke-Zeitungen. Im Koalitionsvertrag hatte die Bundesregierung vereinbart, das Renteneintrittsalter nicht anzutasten.
Kober setzt vor allem darauf, das freiwillige Arbeiten jenseits der Altersgrenze attraktiver und unbürokratischer zu machen. "Hier müssen Grüne und SPD ihre Blockade aufgeben und arbeitsrechtlich pragmatische Lösungen mit uns auf den Weg bringen." Der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte schon im Februar letzten Jahres im Gespräch mit dem "Handelsblatt" für längere Lebensarbeitszeiten auf freiwilliger Basis plädiert. Möglich sind die grundsätzlich auch jetzt schon: Laut der Bundesagentur für Arbeit hatten zum 31. Juni letzten Jahres rund 317.00 Menschen ihren Rentenbeginn verschoben, um sozialversicherungspflichtig weiterzuarbeiten. Populärer ist es aber, sich neben der Rente etwas dazuzuverdienen: 990.000 Rentnerinnen und Rentner hatten einen Minijob.
Quelle: ntv.de, ino