Politik

Nordkoreaner in Botschaftsschule Lösung gefunden

Nach dreitägigem Tauziehen haben China und Deutschland eine Einigung über das Schicksal der 15 nordkoreanischen Flüchtlinge in der deutschen Botschaftsschule in Peking erzielt. Beide Seiten seien sich einig über eine "vernünftige Lösung", teilte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums in Peking mit.

Nähere Angaben über die Einigung machte er nicht. Informierte Kreise bestätigten jedoch, dass Peking die Nordkoreaner über ein Drittland nach Südkorea fliegen lässt. Wie schnell die Ausreise der 15 Nordkoreaner in der deutschen Schule erfolgen kann, war unklar, doch wurde damit zwischen Freitag und Sonntag gerechnet.

Deutscher Arzt organisierte die Flucht

Die Flucht sieben Frauen und acht Männer organisierte nach eigenen Angaben der deutsche Arzt Norbert Vollertsen. Er bezeichnete sich im Norddeutschen Rundfunk als "Inspirator im Hintergrund".

Die deutsche Schule als symbolischer Ort sei bereits im März "ausgeguckt" worden. Die Flucht der Nordkoreaner nannte das ehemalige Mitglied der Ärzte-Organisation Cap Anamur einen "Hilfsappell an die ganze Welt", um auf die verheerenden Verhältnisse in Nordkorea aufmerksam zu machen.

Die Nordkoreaner waren am Dienstag über eine zwei Meter hohe Mauer auf das Gelände der deutschen Botschaftsschule geklettert. Sie verschanzten sich in der Botschaft und verbrachten zwei Nächte in den Umkleideräumen der Turnhalle der Schule, wo sie versorgt wurden.

Bis zuletzt wurde befürchtet, dass China dem Schulgelände nicht denselben ex-territorialen Status wie dem Botschaftsgelände zugesteht. Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums betonte, China betrachte die Botschaftsschule nicht als diplomatische Institution. Dennoch sahen die chinesischen Behörden von einem Zugriff auf dem Gelände ab.

Immer mehr Flüchtlinge in Peking

Die wachsende Zahl von Nordkoreanern, die sich in China in ausländische Vertretungen flüchten, stellt die Führung in Peking vor ein schwieriges Problem. Als enger Verbündeter Nordkoreas kann sie die Flüchtlinge nicht einfach ausreisen lassen; auf der anderen Seite ist sie starkem ausländischen Druck ausgesetzt, die Menschen nicht nach Nordkorea zurückzusenden, wo Haft und Folter auf sie warten. China verweigert den Nordkoreanern den Flüchtlingsstatus und sieht sie als Wirtschaftsflüchtlinge an.

Schätzungen zufolge sollen zwischen 100.000 und 300.000 Nordkoreaner vor Hunger und Unterdrückung in ihrer Heimat in die benachbarte Volksrepublik geflohen sein. Seit Jahresbeginn haben rund 100 von ihnen in ausländischen Vertretungen Zuflucht gesucht, in der Hoffnung, über ein Drittland nach Südkorea ausreisen zukönnen.

Quelle: ntv.de

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