Politik

Obama reist nach Tucson Loughner lächelt vor Gericht

Jared Loughner (M.) vor Gericht. Links Richter Anderson, rechts Anwältin Clarke.

Jared Loughner (M.) vor Gericht. Links Richter Anderson, rechts Anwältin Clarke.

(Foto: dpa)

US-Präsident Obama will nach dem Anschlag von Arizona für Toleranz werben. In Tucson wird er auf einer Trauerfeier sprechen. Todesschütze Loughner hat seinen ersten Gerichtstermin und antwortet höflich auf die Fragen des Richters. Die von ihm schwer verletzte Abgeordnete Giffords muss nicht mehr beatmet werden.

Trauer nach der Tragödie von Tucson: Amerika und US-Präsident Barack Obama ehren am Mittwoch mit einer Gedenkzeremonie die Opfer des Blutbades. Obama werde an der University von Arizona eine Rede halten, wohl zum Thema Toleranz, meldeten US-Medien.

Schweigeminute vor dem Weißen Haus.

Schweigeminute vor dem Weißen Haus.

(Foto: dpa)

Obama telefonierte mit zahlreichen Familienmitgliedern der Opfer. Darunter waren Angehörige der demokratischen Kongressabgeordneten Gabrielle Giffords, die nach einem gezielten Kopfschuss schwer verletzt im Krankenhaus liegt. Der Chef der Gehirnchirurgie des University Medical Center in Tucson, Michael Lemole, zeigte sich weiterhin optimistisch.

Giffords atmet  wieder selbstständig

Drei Tage nach dem Attentat hat sich Giffords Zustand stabilisiert. Die 40-jährige Politikerin könne inzwischen selbstständig atmen, sagte Lemole. Die Schwere der Verletzung durch den Kopfschuss dürfe zwar "nicht unterschätzt werden", sagte der Arzt. "Ich bin aber durch ihren guten Zustand ermutigt." Ob Giffords wieder ganz gesund werde, sei noch nicht abzusehen.

Bei Obamas Besuch in Arizona sind Berichten zufolge Gedichtlesungen und eine Schweigeminute geplant. Der Präsident will in Begleitung seiner Frau Michelle zudem Familienangehörige der sechs Toten und 14 Verletzten besuchen.

Loughner "mental voll da"

Jared Lee Loughner.

Jared Lee Loughner.

(Foto: AP)

Todesschütze Jared Lee Loughner trat am Montagabend (Ortszeit) - bewacht von gut einem Dutzend US-Marshalls - in Phoenix zum ersten Mal vor den Richter, antwortete höflich auf die Fragen; einmal lächelte er sogar. Die Staatsanwaltschaft entwirft eine Anklagestrategie, nach der der 22-Jährige zwar psychische Probleme habe, dennoch durchaus zur Planung eines Mordanschlages in der Lage war, wie das "Wall Street Journal" berichtete.

Bei dem 15-minütigen Haftprüfungstermin wurde Loughner zu seinen Personalien befragt, zudem las der Richter ihm die Anklagepunkte sowie das mögliche Strafmaß vor. Zunächst war unklar, ob die Staatsanwaltschaft die Todesstrafe fordert. Der Attentäter ist des mehrfachen Mordes und versuchten Mordes angeklagt.

Loughner habe den Eindruck vermittelt, alles verstanden zu haben, berichtete ein CNN-Reporter. "Er war mental voll da, wusste genau, was vor sich ging." Er habe selbstbewusst gewirkt. Er sei dem Richter gegenüber freundlich gewesen und habe sich gut ausgedrückt. An seiner rechten Seite seines kahlgeschorenen Kopfes sei eine Wunde sichtbar gewesen, hieß es.

Todesschütze hat Top-Anwältin

Ein FBI-Beamter vor dem Haus der Loughners in Tucson.

Ein FBI-Beamter vor dem Haus der Loughners in Tucson.

(Foto: REUTERS)

Als nächster Gerichtstermin wurde der 24. Januar anberaumt, dann soll eine Anhörung stattfinden. Der Todesschütze wird von der Topanwältin Judy Clarke vertreten, die nach Informationen der "New York Times" bereits "Unabomber" Theodore Kaczynski und Zacarias Moussaoui, einen Komplizen der Anschläge vom 11. September 2001, verteidigte.

Der Mordanschlag am Samstag vor einem Einkaufszentrum in Tucson galt nach Erkenntnissen der Ermittler der Abgeordneten Giffords. Bei einer Durchsuchung im Haus Loughners fanden die Beamten in einem Safe "Botschaften" des anscheinend verwirrten jungen Mannes, die auf eine gezielte Planung des Attentats hindeuten.

Politische Debatte wird hitziger

Die Debatte, ob politische Brandstifter oder Scharfmacher Loughner zu der Bluttat verleiteten, wird derweil immer hitziger. Während die Linke in den USA die mitunter militante Rhetorik der Konservativen für die Tragödie mitverantwortlich macht, halten Amerikas Rechte in der aufgeflammten Debatte dagegen. Das Attentat sei das Werk eines Einzeltäters, heißt es beim erzkonservativen TV-Sender Fox News. Mit politischer Rhetorik habe das Drama nichts zu tun.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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