Blair zum Krieg bereit Luftangriff auf Irak
06.09.2002, 12:34 UhrDie USA haben Medienberichte über einen Luftangriff auf Irak mit 100 Kampfflugzeugen als übertrieben zurückgewiesen. "Es waren zwölf Flugzeuge", sagte ein Sprecher der US- Luftwaffe in Washington. Diese hätten 25 Geschosse abgefeuert. Der britische Premierminister Tony Blair erklärte unterdessen, er sei bereit, einen "blutigen Preis" zu zahlen, um die besondere Beziehung zu den USA zu stützen.
Wie viele Radar- und andere Flugzeuge sich zum Zeitpunkt des Angriffs in der Luft befunden hätten, wusste der Sprecher nach eigenen Angaben nicht. Aus Kreisen des US-Verteidigungsministeriums verlautete, insgesamt seien weniger als zwei Dutzend britische und amerikanische Maschinen im Einsatz gewesen.
Die britische Zeitung "Daily Telegraph" hatte berichtet, der groß angelegten Angriff auf einen Luftwaffenstützpunkt im Westen Iraks sei am Donnerstag von 100 Kampfflugzeugen geflogen worden. Es sei der größte Angriff seiner Art seit vier Jahren gewesen und läute möglicherweise die erste Phase eines bewaffneten Konfliktes mit Irak ein. Der US-Sprecher sagte, wahrscheinlich sei der Einsätze der größte seiner Art innerhalb der vergangenen zwei Wochen. Derartige Angriffe seien in den vergangenen zehn oder elf Jahren jedoch mehrfach ausgeführt worden.
Vor den Angriffen war ein Überwachungsflugzeuge in der Flugverbotszone beschossen worden. Das US-Militärzentralkommando teilte mit, es habe sich "im Rahmen der Umsetzung der UN-Sicherheitsresolutionen" um einen Routineeinsatz gehandelt.
Bündnistreue bis in den Tod
Blair verteidigte seinen Schulterschluss mit den USA in der Irak-Politik. Zwar sei noch keine Entscheidung zu einem Angriff auf den Irak gefallen, doch manchmal sei militärisches Handeln unvermeidlich, sagte Blair in einem vorab veröffentlichten BBC-Interview.
Der britische Premier wandte sich gegen den Vorwurf, Großbritannien sei eine Marionette der USA. Das Land entscheide über seine eigene Politik. Er würde die USA niemals unterstützen, wenn er glaubte, dass die Vereinigten Staaten etwas falsches täten. Blair hatte zugesichert, in der kommenden Woche ein Dossier mit Beweisen gegen den Irak zu veröffentlichen. Das BBC-Interview soll am Sonntag ausgestrahlt werden.
Noch keine NATO-Entscheidung
Derweil bezeichnete NATO-Generalsekretär George Robertson Gerüchte über einen bevorstehenden Luftangriff auf den Irak als "reine Spekulation". Bei einem gemeinsamen Besuch mit Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) bei der Bundeswehr in Augustdorf bei Bielefeld sagten beide, es gebe noch keine gemeinsame Position der NATO zu einem möglichen Angriff.
Bei 19 Mitgliedstaaten seien unterschiedliche Auffassungen in Details normal, sagte Robertson. Wichtig sei es, nach Ende der Diskussionen mit "einer Stimme zu sprechen". Deutschland sei ein wichtiges Mitglied des Bündnisses. Die NATO lasse sich nicht auseinander dividieren, betonte der Generalsekretär mit Blick auf die Meinungsverschiedenheiten zwischen Bundesregierung sowie den Regierungen in Washington und London.
Dessen ungeachtet herrscht im Brüsseler NATO-Hauptquartier nicht die Erwartung, dass Washington im Falle eines Angriffs gleich das gesamte Bündnis um militärische Unterstützung bitten würde - ebenso wenig wie bei den Angriffen auf El Kaida und das Taliban-Regime in Afghanistan. Allerdings bleibt die Frage, ob die NATO ihrem wichtigsten Mitglied gegenüber zumindest zu Hilfestellungen verpflichtet ist, wie es Artikel 5 des NATO-Vertrages für die Abwehr eines Angriffs vorsieht.
Bauarbeiten an irakischen Atomanlagen
UN-Waffenexperten stellten in Satellitenaufnahmen ungeklärte Bauarbeiten an mehreren nuklearen Einrichtungen in Irak festgestellt. Wie Jacques Baute von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien mitteilte, wurden mehrere neue Gebäude errichtet, einige Einrichtungen wurden umgebaut. Es handele sich dabei um atomare Anlagen, die sowohl für zivile als auch militärische Zwecke genutzt werden könnten.
Quelle: ntv.de