Nach Absturz eines US-Hubschraubers Luftangriff tötet Taliban-Anführer
10.08.2011, 16:52 Uhr
Ein Chinook-Helikopter am 9. Juni 2011 in Süd-Afghanistan.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Die Taliban-Kämpfer, die einen am Samstag abgestürzten US-Hubschrauber beschossen haben sollen, sind ISAF-Angaben zufolge bei einem Luftschlag getötet worden. Beide hätten sich vorher ins Ausland absetzen wollen. Derweil machen afghanische Behörden die ISAF für den Tod von vier Polizisten verantwortlich.
Nach dem Abschuss eines US-Hubschraubers mit Dutzenden Soldaten an Bord sind die verantwortlichen Taliban-Kämpfer nach Angaben der Internationalen Schutztruppe bei einem Luftangriff getötet worden. Die NATO-Schutztruppe ISAF teilte mit, zu dem gezielten Luftschlag sei es am Vortag in der Provinz Wardak südöstlich von Kabul gekommen. Unter den getöteten Taliban-Kämpfern seien der verantwortliche Anführer Mullah Mohibullah sowie jener Aufständische, der den Schuss abgefeuert habe.
Bei dem Absturz waren am Samstag 30 US-Soldaten sowie 7 afghanische Soldaten und ein afghanischer Übersetzer ums Leben gekommen. Zwar stehe weiterhin nicht fest, ob feindlicher Beschuss die alleinige Absturzursache gewesen sei, teilte die ISAF mit. Der Hubschrauber sei aber von mehreren Aufständischen-Stellungen heraus beschossen worden, als er im Anflug gewesen sei.
Verantwortliche wollten sich absetzen
Nach umfangreicher Suche hätten Spezialkräfte Mullah Mohibullah und den Schützen ausfindig gemacht. Beide hätten sich ins Ausland absetzen wollen, hieß es in der Mitteilung der ISAF weiter. In einem Waldgebiet seien die Aufständischen dann aus der Luft heraus angegriffen und getötet worden.
Die ISAF hatte am Montag mitgeteilt, der Absturz sei nach ersten Erkenntnissen auf den Treffer mit einer Panzerfaust-Granate zurückzuführen. Auch die Aufständischen hatten sich zu der Tat bekannt. Es war der schwerste Verlust der USA an einem einzelnen Tag in dem seit zehn Jahren andauernden Afghanistan-Einsatz.
US-Präsident Barack Obama hatte die 30 getöteten US-Soldaten am Dienstag auf besondere Weise geehrt. Er war auf dem US-Stützung Dover im Bundesstaat Delaware zugegen, als eine Militärmaschine mit den Toten eintraf.
Vier Polizisten getötet
Die afghanischen Behörden haben die ISAF unterdessen für den Tod von vier Polizisten im Süden des Landes verantwortlich gemacht. Die Beamten seien bei einem Schusswechsel in der Provinz Kandahar "aus Versehen" getötet worden, teilten Polizei und Innenministerium am Mittwoch mit.
Nach Angaben des Innenministeriums wurden bei dem Schusswechsel am Dienstagabend in Kandahar neben den vier getöteten Beamten zwei weitere Menschen verletzt. Dem Provinzpolizeichef Abdul Rasik zufolge verwechselten die NATO-Soldaten die Polizisten mit Aufständischen. Entgegen früherer Angaben, nach denen es sich bei den getöteten Beamten um Mitglieder einer Ortspolizei handelte, die gegen radikalislamische Taliban kämpft, waren die Beamten offiziellen Angaben zufolge Mitglieder der regulären Polizei.
Ein Augenzeuge berichtete, dass während des Schusswechsels zwischen den Polizisten und den ISAF-Soldaten vier weitere Menschen verletzt worden seien. Die Soldaten hätten diese anschließend zur medizinischen Behandlung in Sicherheit gebracht. Ein ISAF-Sprecher sagte, es sei bekannt, dass sich "ein Vorfall in der Provinz Kandahar" ereignet habe. Die NATO und die afghanischen Behörden hätten bereits eine gemeinsame Untersuchung eingeleitet. Die afghanische Regierung hat die NATO in der Vergangenheit wiederholt für den versehentlichen Beschuss von Zivilisten kritisiert.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP